Dienstag, 12. März 2013
12|3|13 - Julia goes to Hollywood
Naja - nicht wirklich, versteht sich. Aber meine 15 minutes of fame werd ich wohl trotzdem bekommen. Heute habe ich mit meinem Chef das Projekt besprochen, das ich realisieren will. Ich werde vermutlich einen neuen Blog dafür anlegen (bzw. einen deutschen und dann einen englischen Zwillings-Blog) und den regelmäßig - aber natürlicht NICHT täglich - updaten mit neuen Infos rund um Demenz/Alzheimer im Allgemeinen und meinem Fortschritt im Projekt. Ich möchte außerdem Rubriken anlegen mit Infos, nützlichen Links, den gesammelten Spenden und was vor allem andere Leute/die Leser tun können: Das fängt schon mit Blog lesen, kommentieren und teilen an, kann sich über "Lies einen Roman über Demenz und verfass eine kurze Rezension darüber/verleih das Buch/verschenk das Buch" bis hin zu "Spende 5 Euro" oder "Berichte über deine Erfahrung mit Demenz" ziehen. Oder, wers nicht so mit schreiben hat: Mal ein Rezept nach der "Mittelmeer-Diät" testen, die Alzheimer abwenden soll ;) Ich möchte gern 12 Monate lang Zeit investieren und gucken, was ein Mensch in den 365 Tagen mit viel penetranter Nerverei und einiger Kreativität erreichen kann.
Zu meinem unerwarteten Ruhm: Nachdem ich meine Ideen vorgestellt und welche von meinem Chef bekommen habe, hat er mich zu unserem Presseteam geschleift. Ich werde vermutlich in unserer Juni-Ausgabe des Volunteer-Magazins einen eigenen Artikel veröffentlichen, weil es doch recht einzigartig ist, dass jemand extra nach London zieht und anschließend noch ein Ein-Jahres-Projekt mit dem neuen Wissen aufzieht. Und das lesen dann alle anderen Helfer in der UK und unsere Mitarbeiter ;) Euch reiche ich den Artikel selbstredend nach.

Ansonsten hab ich heute London-mäßig nichts zu sagen. Kalt, aber immerhin hat die Sonne geschienen. Und damit Ihr nicht ganz leer ausgeht: "http://www.xmarks.com/site/www.geocities.com/londonmobs/". Auf Geocities gibt es Seiten für Londoner Flashmobs und Kissenschlachten, also wenn ihr mal total "dabei" sein wollt: Et voilà.



Dienstag, 12. März 2013
13|3|13 - Literal Easter Eggs
Heute aus Uni-Gründen zuhause geblieben, daher keine Eilmeldungen von der London-Front. Das wahre Leben dreht sich heute ja sowieso um den neuen Papst und Rom. Aber: Nächste Woche fahre ich nach Cambridge! Mit ca. 6 Pfund pro Fahrt kommt man ganz günstig weg ;) Es werden Fotos regnen. Betrachtet Euch als gewarnt.

Ein bisschen London sollt Ihr trotzdem bekommen, hier also Trivia & Events:

- Gerade hat mich Neon informiert, dass das Londoner Café "The Icecreamists" für 14 Pfund Eis aus Muttermilch verkauft.
- Sonntag ist St. Patrick's Day und ich werde mich stocknüchtern und inkognito unter die tanzenden Iren und ihre Feiertagsparade mischen. Mal sehen, wie gut mir grün steht.
- Ostersonntag warten ein Rooftop-Streichelzoo (Häschen!), das berühmte Oxford-Cambridge-Bootsrennen und eine neue Tradition, ein Ziegenrennen, auf mich. Boot vs. Ziege, was begeistert mehr ? :D
- Über das Osterwochenende kann man versuchen, die große Lindt-Eier-Schnitzeljagd mitzumachen und die über 100 Ostereier in der Großstadt finden, um... *Trommelwirbel* einen HUNDERTJAHRESVORAT an Schokolade zu gewinnen oô Fancy going?
- Nochmal zum Prince Charles Cinema: Auch Maskenbälle sind drin, und an Ostersamstag läuft eine Pyjama-Party mit Teen-Movies. Vermutlich episch gut, aber mit 25 Pfund außerhalb jeder Studentenkasse.
- Spoken Word Nights? Open Mic? Poetry Slam? Wie auch immer, kultige Londoner Poesie & Events gibts unter http://www.applesandsnakes.org/
- Mal wieder zu spät! Kurz vor meiner Abreise geht Othello im National Theatre in die Previews... alle ausverkauft. Verdammte Kulturliebhaber und Shakespeare-Fans, hier bin ich bloß Mainstream. ;)



11|3|13 - Julia & the Chocolate Factory
An die beste Mutter überhaupt: Alles Gute zum Geburtstag, Mum ;) (JA, wir nennen sie so.)

Achja, im Büro mag es ja ganz romantisch sein, wenn winterlich dicke Schneeflocken über der Themse treiben... aber wenn man dann in Sturmböhen heraustritt, die einen zur Seite drücken und die Kopfhörer aus den Ohren reißen, hat die Romantik schlagartig ein Ende. Nur die Engländer frieren nicht, die gehen gern auch ohne Jacke raus. Angeblich soll es so schaurig kalt und weißgrau bleiben... in dem Fall hab ich ein Problem, denn Reisen und Umherspazieren ist bei dem peitschenden Wind echt nicht drin, von Fotos machen ganz zu schweigen.

Heute habe ich zwei neue Kollegen, Chefs von mir, kennengelernt - einer war in den USA (Disney - ich will auch!) und hat nicht nur Peanut Butter Cups von Reese's Pieces und Hershey's Cookies 'n' Cream mitgebracht, sondern mir auch seinen Starbucks-Kaffee überlassen, denn sie hatten seine Bestellung falsch aufgenommen und er hatte einen ürbig. Julia im Schlaraffenland - das Schlemmen geht weiter ;) Dafür hat heute leider kein Spanish Lunch stattgefunden (ich habe das Gefühl, zu meiner Zeit wird der niemals stattfinden...)

Ich möchte übrigens mal mit dem Vorurteil aufräumen, dass ich hier in London kaum arbeiten würde - auch, wenn es so klingen mag, weil ich hier dutzende Attraktionen abklappere und Fotos schieße wie ein Weltmeister. Ich mache jeden Tag mindestens zwei Überstunden, bin morgens die erste im Büro und verbringe meinen gesamten Abend damit, an meinen zwei Hausarbeiten zu schreiben. Ich "darf" leider nur drei Tage die Woche arbeiten, weil nicht mehr Arbeit da ist, würd aber mit Kusshand mehr machen. Außerdem plane ich gerade freiwillig eigene Projekte, um in Deutschland mit meiner Alzheimer-Arbeit forzufahren, Geld zu sammeln und über Demenz zu informieren - weils mir wirklich wichtig ist.

& Dukes of York haben sich bei mir gemeldet, weil ich ihre FB-Seite kommentiert hab. Wirklich gute Gruppe - auschecken!
&& Weil ich heute ansonsten nichts zu bieten hab an Londoner Neuigkeiten, hier mal eine Empfehlung, die ich selbst nicht erleben werde: Prince Charles Cinema am Leicester Square. Die zeigen viele Kultmovies, teilweise inklusive Pizza und Bier und ein besonderes Highlight sind die regelmäßigen Musical-Sing-a-Longs - zum Beispiel für Grease, Sound of Musik oder Rocky Horror! Mir leider mit 15 Pfund zu teuer, aber wer Spaß an sowas und nen großzügigen Geldbeutel hat: Das ist sicher ne klasse Attraktion. Karten vorher kaufen, findet nur alle paar Wochen statt.



Sonntag, 10. März 2013
10|3|13 - A Walk To Remember
Es schneit ein wenig und es ist so kalt, dass ich trotz Handschuhen meine Hände am Ende nicht mehr bewegen konnte - ist natürlich die beste Voraussetzung für einen Tag vollkommen im Freien.

Erster Zwischenstopp: Speaker's Corner, wo ich sehr dumm 30 Minuten nach Sprechern Ausschau gehalten hab, bis sich jemand erbarmte und auf einen Stuhl kletterte. Mit über 20 Jahren Erfahrung hatte ich einen sehr guten Sprecher erwischt, der sehr interessant über Muslime informiert hat. Dass das Gegenteil von halal nämlich haram ist und was der Mann aus verschiedenen religiösen Schriften (darunter die Bibel) zitieren konnte, war die Erfahrung schon wert!


Danach Camden, wo sich die Massen um die unzählbaren Stände und Essensangebote am Camden Lock Market und den Stable Markets (<- hingehen!) scharen, obwohl an vielen Ständen verblüffend ähnliches feilgeboten wird - ich habe dieselben Kleider sicher in fünfzigfacher Ausführung gesehen, deshalb lohnt der Vergleich. Gekauft habe ich nichts: Eiserne Disziplin. Gerade Designerstücke mag man billiger erhaschen, und mancher Touri-Shop hatte so radikalen Ausverkauf, nirgendwo in London wirds billiger! Mit den vielen überlebensgroßen Pferdestatuen und Stall-Hinweisen sind die Stable Markets ziemlich cool und sehenswert, dort finden sich Möbel, Vintagekleidung, Bücher, Schallplatten, Orientmärkte, Chinesische Medizin und so ziemlich alles andere im Überfluss. Pluspunkt: Die Essensstände bieten Proben an, und über meine Erdbeere mit Schokoladenüberzug habe ich mich sehr gefreut. Minuspunkt: Gerade am geschäftigen Wochenende kann man nicht ab der Camden Town Station zurückfahren, sondern muss bis zum Mornington Crescent laufen. Unterwegs bei LIDL halt gemacht - ach, ich vermisse deutsches Essen!


Den Rest des bitterkalten Tages durch den Regent's Park flaniert, wo es wunderschön-edle Anlagen gibt und schon die ersten Blumen blühen. Sogar einen befahrbaren See gibt es und auf der Open Air Bühne werden ab Sommer To Kill A Mocking Bird, Stolz und Vorurteil und Ein Wintermärchen aufgeführt - schade, dass ich das verpasse :( Auf dem Rückweg zur Baker Street Station natürlich Madame Tussaud's passiert, wo ich vor 5 Jahren schon war. Jetzt gibts natürlich neue Figuren, ihr könnt ja mal hingehen, war damals schon unterhaltsam (unvergessen, wie ich ein paar Augenblicke höflich darauf gewartet hab, dass jemand vor mir ein Foto machte, bis ich checkte, dass diese Person eine Wachsfigur ist...)



Samstag, 9. März 2013
09|3|13 - All the Small Things
Herzliche Grüße aus der sibirischen Tundra, den so maßen die Temperaturen mal wieder an. Eine Schneewarnung gibt es für die, die erraten können, was ich heute getan habe... wenn Eure Antwort "Museum" beinhaltet hat, habt Ihr natürlich recht :D Reisen, Gärten und Besichtigungen hebe ich mir lieber für schönere Tage auf, und heute habe ich immerhin ein paar unbekanntere Schätze im Repertoire.

#1 Wallace Collection: In diesem hübschen Herrenhaus ohne Eintritt und mit gratis Garderobe will man sich ohne Ballkleid gar nicht aufhalten, denn in meinen Jeans fühl ich mich zwischen den schönen Möbeln, Rembrandt- und Van Dyck-Bildern, der Rüstungs- und Waffensammlung sowie dem überdachten luxuriösen Innenhof-Café irgendwie unpassend. Auch Fotos sind erlaubt, sodass man schon gute 1-2 Stunden in diesem nicht zu großen Museum lustwandeln kann. Oder eben nur 30 Minuten, wer keine Marie-Antoinette-Bilder oder den Venedig-Raum ablichten will.


#2 Das Sir John Soane's Museum liegt am Lincoln's Inn Fields, einem Stadtpark, und umfasste ursprünglich die Häuser 12 bis 14, heute noch 12 und 13. Mindestens 20 Minuten habe ich angestanden und durfte drinnen leider keine Fotos machen, aber das Museum ist ein MUST SEE und ein kleines urbanes Wunder. Ich habe mit offenem Mund diese einmalige Mischung aus teuer eingerichteten Stadthaus des 19. Jahrhunderts und überwältigendes Sammelsurium aus Bildern, Büsten und Monument-Überresten bestaunt. Soane war ein Architekt (Bank of England), der sein Haus mit Spiegeln, Licht und winzigen Innenhöfen bestückt hat und überall kann man dank Fenstern, hohen Decken oder Bodenschächten und Balustraden nach draußen, oben, unten oder nebenan sehen. Der Keller gleicht einem Mausoleum inklusive Alabaster-Sarkophag und im Gemälde-Raum kann man drei Meter hohe Wände aufklappen, um noch mehr Bilder und (nochmals dahinter!) eine Statue auf einem anderen Raumlevel zu bestaunen. Natürlich mein Highlight: Die Shakespeare-Ecke ;) Wer etwas Geld investieren und sich etwas besonderes gönnen will: Einmal monatlich kann man abends bei Kerzenschein das Museum besuchen (man sollte sich aber 2 Stunden vorher anstellen, um eine Karte zu bekommen).

# Petrie Museum: Mein Weg führte mich auch zum University College und zu dessen winzigen, kostenlosen Museen. Das Petrie Museum für Archäologie besteht nur aus zwei großen Räumen und ist definitiv eher etwas für Insider und einschlägige Studenten, ansonsten gibt es wenig her. Hält aber wie erwartet Sarkophage, Grabbeilagen, Hieropglyphen, Tonvasen usw. bereit - aber auch nicht mehr.

# Grant Museum of Zoology: Zwar aufgrund der überschaubaren Größe kein Must-See, aber echt cool: Von Elephantenschädeln über eingelegte Maulwürfe, Tierhirne und gerahmten Schmetterlingen bis hin zu lustigen ,,Menschen"-Skeletten auf der Balustrade. Wer mal ne halbe Stunde erübrigen mag, es ist schon was anderes!

Danach hätte ich den Museumstag gerne mit dem Geoffrye Museum komplettiert, doch in der schönen Umgebung der Liverpool Street Station hab ich mich total verlaufen und heb mir dann Museum 3652 für einen anderen Tag auf. Sicher braucht Ihr mal ne Pause ;)



Freitag, 8. März 2013
08|3|13 - Sorry for the Convenience
Ah, zwei Wochen hat England mich in die Illusion eingelullt, ich würde zwar in einem Kühlschrank leben, doch dass es in diesem Kühlschrank immerhin trocken sei. Heute hat sich das englische Wetter dann endlich von seiner nassen Seite gezeigt... "juhuu". Erklärung für den heutigen Titel: An jeder Baustelle oder geschlossenen Ausstellung entschuldigt man sich in England wortreich dafür "that we are not looking our best", weil besserer Service geschaffen werden soll. Für das Wetter können sie sich schwer entschuldigen, aber dafür wird man in jedem Tube-Bahnhof per Lautsprecher daran erinnert, dass es ja regnet und man ausrutschen könnte. Sie sind schon ein durchdachtes Völkchen, diese Briten.

Regen... Ich muss Euch also auch heute mal wieder mit Museumsbildern foltern. Könnt Ihr noch? :D

Kurzer Abstecher ins Victoria & Albert, wo ich noch Möbel und Glaskunst zu bewundern hatte - natürlich sehr schick, das kann man nicht anders ausdrücken. Dann direkt ins benachbarte Science Museum, eine weitere kostenlose Perle Londons, deren unglaubliche Größe mal wieder 5+ Stunden meiner Zeit verschlungen hat, sodass ich es erneut nicht in Soane's House geschafft hat. Ich steh ja persönlich nicht so auf Naturwissenschaften und Technik, aber wenn wir so ein Museum vor der Nase hätten, wär ich vielleicht nicht so eine Physik-Niete geworden. Im Grunde ist das Science Museum trotz Schulklassen-Overkill eine riesige Spielwiese für Erwachsene, denn überall ist man auf sehr innovative und kreative Weise aufgefordert, an Experimenten teilzunehmen und wer mal Langeweile in London hat, hier kann man sicherlich einige vergnügliche und informative Stunden verbringen. Für alle Psychologiestudenten ist die "Who am I?"-Abteilung ein Muss, da kann man sich das Bachelorstudium sicher fast schon sparen ;) Mediziner haben dafür mehr Spaß an den zwei Stockwerken "Geschichte der Medizin" unterm Dach. Aber auch Interessierte an Flug und Raumfahrt werden optisch verwöhnt (oder mit einem 360°-Flug), für den durchschnittlichen Touristen haben wir Teleskope von Galilei und alchemistische Schriften von Nicholas Flamel... IT-Nerds fiebern in Googles Web Lab mit, wo man gemeinsam mit Internetnutzern musizieren, dank einer 24-Stunden, 180°-Kamera live ans andere Ende der Welt reisen kann oder sein Portrait von einer Maschine in den Sand gezeichnet bekommt. Fühl mich jetzt definitiv ein bisschen schlauer (und dass ich ne Tüte Kekse gefunden hab, hat auch nicht geschadet).


Am späten Nachmittag zum King's Cross - der beste Bahnhof der Welt in den Augen eines Harry Potter-Fans. Da ich Potteraner der ersten Stunde bin und schon vor 5 Jahren mein "Gleis 9 3/4"-Foto absolviert habe, zog es mich zum neu eröffenten HP-Shop. Der war zwar kleiner als erhofft, aber eben nicht nur Store, sondern wirklich fantasievoll und detailreich auf "authentisch" getrimmt. Und Fotos machen durfte ich auch! Stimmt einen glücklich ;) jetzt kann man auch professionell Fotos am Kofferwagen schießen lassen, der aus der Wand ragt, aber auch, wenn man selbst zur Kamera greift, ist man eingeladen, sich einen Hogwarts-Schal zu leihen! Sehr cool, muss diese Erfahrung vielleicht mal aufpolieren...



Obwohl ich Montag meine Italiener "verliere", habe ich gestern rausgefunden, dass einer der beiden ebenfalls Musical liebt und meine Agatha-Christie-Kenntnisse sogar noch überbieten kann. Wir drei wollen also nächsten Monat zusammen ins Musical gehen... argh, täglich ärgert es mich mehr, dass meine Freunde ausziehen.



Donnerstag, 7. März 2013
07|3|13 - Don't miss "Les Mis"
Gestern bin ich um Mitternacht heimgekommen und hundemüde ins Bett gefallen, daher der gestrige & heutige Blog mit Verspätung.

#06|3: Heute war ich aus unerfindlichen Gründen (es kann unmöglich daran liegen, dass in meinem Haus drei Leute täglich um 5 Uhr aufstehen und ich dementsprechend wenig schlafe) extrem müde, dabei hieß es doch, die Stunden bis zum Feierabend zu zählen, anstatt einzuschlafen! Wie versprochen sind wir am Tower Hill in eine schicke Bar eingekehrt, wenn ich auch leider nur eine Stunde bleiben konnte. Man hat mich damit getröstet, dass wir bald wieder abends rausgehen.

Zunächst: Niemand hat die Schuhe ausgezogen, zurück zur Nullhypothese! Obwohl ich in der letzten Reihe saß, hatte ich bei Les Miserables dank meinem mittigen, hohen Platz eine großartige Sicht. Konnte meinen Unmut darüber, dass es keine Operngläser gab und ich extra für diesen Zweck den ganzen Tag trockene Augen dank Kontaktlinsen ertragen musste, zumindest um ein Quäntchen dämpfen. Wer den Film schon gesehen hat, weiß, dass es außerhalb der Songs keinen Dialog gibt, was aber kein wenig störend ist - viel mehr beeindruckt war ich davon, dass sowohl Orchester als auch die super gecasteten Darsteller drei Stunden non-stop spielten. Und wie! Die Songs mochte ich vorher schon, aber wenn 20 Leute gleichzeitig einstimmen, wird man auch in der letzten Reihe noch akustisch weggehauen von so viel Stimmgewalt. Übrigens glich der Marius optisch perfekt dem Filmschauspieler und die Cosette hatte die Stimme, mit der Amanda Seyfried in der Verfilmung gepunktet hat. Und alle waren ganz hin und weg von den Kindern, die mitgespielt haben, besonders dem kleinen witzigen Jungen, der so tragisch am Ende erschossen wird *-* Zwar im Grunde kein Tanz dabei (schade!), aber dafür umso mehr Schauspiel. Im Leben werde ich die einzigartigen Slow-Motion Sequenzen nicht vergessen, sei es der Unfall mit dem Wagen oder wie die Rebellen durch einen Kanoneneinschlag in verlangsamter Zeit sterben und von den Barrikaden fallen bzw. dort hängen bleiben. Wahnsinn, das ist wirklich Kunst und Körperbeherrschung! Gehört schon zum Pflichtprogramm, dieses "Musical aller Musicals", dem längstlaufenden Musical der Welt. Trotzdem ging ich ein winziges bisschen enttäuscht heim, denn nach meinen bisherigen Musicalerfahrungen war die blanke Bühne ein kleiner Schock für mich. Das Musical macht sich eine riesige rotierende Bühne zunutze, was angesichts der Lebhaftigkeit des Musicals (manchmal sind so viele Leute auf der Bühne, man kann nicht überall hinsehen und weiß nicht mal, wer gerade singt) und der beständigen Situationswechsel sicher die cleverste Lösung war - so sieht man, was vor und hinter den Mauern und Barrikaden abläuft. Aber so ein paar Stühle und Tische, die an einem Ende auftauchen und schnell wieder verschwunden sind, können eben nicht mit dem Phantom und Co. mithalten. Auch, wenn es zugegeben sehr cool war, als sich eine Brücke Transformer-mäßig in eine Barrikade verwandelt hat. Ich bin halt ein Augentier. Aber alles in allem jeden Penny wert.

#07|3: Im Grunde gibt es heute wenig zu erzählen - mein Chef hat mich heute (Tag 6 des Bürolebens) mal zur Seite genommen, um zu fragen, ob ich denn auch glücklich sei, welche Fragen ich hätte und welche Aufgaben mich noch interessieren würden. So herzliche Menschen *-* wir haben immer sehr viel Spaß und ich kann ihm auch ein paar ironische Kommentare an den Kopf knallen, es stört ihn nicht ;) Finds toll, wie viel im Team miteinander unternommen wird und dass es selbstverständlich ist, dass sie mich bei allen Aktivitäten mit einschließen. Außerdem arbeite ich viel zu schnell, alle sind ganz beeindruckt. Meine Lieblingskollegin hat gestern Kuchen - lecker Lemon Drizzle!- und heute Donuts mitgebracht, weil wir im Büro allesamt zuckersüchtige Kalorienjunkies sind und andauernd eine Kuchenpackung kursiert oder eine Chipstüte knistert :D hier versteht man mich! Im Gegenzug dazu versorge ich das Büro mit den heißgeliebten "Malted Milk"-Keksen, die ich zufällig entdeckt habe. Außerdem liebe ich unsere Rezeptionistin und den Sicherheitschef, die mich alle "sweetheart" nennen und genau wissen, wer ich bin. Ich gehöre hier praktisch schon zur Familie. Da stört es auch keinen, dass ich auf meiner Chipkarte, die ich heute ENDLICH bekommen habe, aussehe wie 40 (und damit >10 Jahre älter wäre als alle in meinem Team :D ). Achja, und es regnet - zum ersten Mal, seit ich hier bin, und das sind ja nun zwei Wochen. Respekt, England.



Dienstag, 5. März 2013
05|3|13 - Business as usual vs. Best before Yesterday
Eigentlich das perfekte Wetter, um sich mit meiner kostenlosen Ausgabe von Time Out London (Wahlspruch: The Greatest City in the World) an die funkelnde Themse zu setzen oder etwas Sightseeing zu machen - mal raus aus den ganzen Museen. Aber es ging zurück an die Arbeit und auch den German Lunch konnte mir natürlich nicht entgehen lassen, heute in großer Runde, denn man hatte mich schon sehnsüchtig erwartet, um eine Sammlung deutscher Schimpfwörter anzulegen :D Für morgen sind wir, bevor ich ins Musical pilgere, noch zum Trinken verabredet. An den Lifestyle könnte ich mich gewöhnen, gerade bei Sonnenschein (und das bedeutet, dass mein Chef in T-Shirt und Sonnenbrille zur Mittagspause aufbricht)...

Da heute ansonsten nicht viel aufregendes passiert ist, mal eine Sammlung von Kleinigkeiten, die ich loswerden möchte.
- Engländer ziehen im Theater bzw. Musical mit Vorliebe ihre Schuhe aus, wie ich nun mehr als einmal beobachten konnte. Ein seltsames Kulturrelikt? Wissenschaftler zweifeln. Morgen werde ich bei Les Mis meine These unter die Probe stellen.
- Meine Italiener ziehen um und verlassen mich! Dabei hab ich sie doch lieb! Wer weiß, was für finstere Gestalten bald das Zimmer unter mir bevölkern werden...
- Ich liebe das Geräusch der Tube, das mich an den Puls erinnert. Besonders das Stottern einer Bahn, die beim Anfahren hängen bleibt - Infarkt für alle Anwesenden - und dann wie ein Herz wiederbelebt wird. Irre.
- Warum zur Hölle (pardon me) sind ALLE Aufführungen für Macbeth bis Ende April ausverkauft - bis auf die heutige, für die es jetzt schon zuspät für mich ist? [Hier beliebiges Schimpfwort einfügen oder sich einfach an "Out, damned spot! out, I say" halten]. Es muss an James McAvoy (Abbitte, Chroniken von Narnia, Geliebte Jane, X-Men etc.) liegen... dabei ist der nicht mal besonders hübsch. ARGH! Ist es nicht schon Strafe genug, dass "Henry V" mit Jude Law in der Hauptrolle erst im November anläuft? Ich meine... Jude Law!
- Am 29. März gönn ich mir den Overkill zu Ostern: Die Passion Christi mit über 100 Schauspielern und echten Tieren auf dem Trafalgar Square. Hab heute im Büro gehört, es soll auch ganz gut sein.
- Time Out London berichtet, dass im 19. Jahrhundert Frauen in öffentlichen Verkehrsmitteln Londons keine Schokolade essen durften. Ich zitiere; "First they were given the vote, then Dairy Milk on the District Line: is there no end to this women's liberation madness?" :D
- In London gibt es nichts, absolut NICHTS, auf das nicht "Her Majesty the Queen" oder "Mayor of London" gedruckt wurde. Nada. Niente. Hier läuft nichts unter dem Radar. Zauberhaft.
- Die Lebensdauer englischer Lebensmittel wird lässig von der einer Eintagsfliege geschlagen. Gerade eine fast volle Brotpackung wegen Schimmel weggeworfen - dem zum Trotz hab ich mich die letzten 9 Tage von völlig ordentlichem Aufschnitt ernährt, den man nach 2 Tagen verputzt haben sollte... verrückt.

Und damit beende ich die heutige Lobeshymne. Liebt London.



Montag, 4. März 2013
04|3|13 - The Vicky&Al Show
Wenn die liebe Uni nicht wär und mich nicht sogar aus der Ferne mit Hausarbeiten quälen würde, würde ich manchmal bedeutend mehr "London" schaffen (obgleich meine Arbeitskollegen bezweifeln, dass ich nach April irgendetwas in London noch nicht gesehen, besucht oder erlebt haben werde :D) - und könnte, wie von Leser B gewünscht, meine Abende in rauchverhangenen, lauschigen Pubs verbringen, anstatt am Schreibtisch. Nur gut, dass ich (leider) nicht in Greenwich lebe, wo sie den Pubbesuchern auftragen, sich "quietly and responsibly" zu vergnügen: Habt Spaß, aber bitte nicht zu viel ;)

Heute Mittag erst mal nach Walthamstow geirrt, um schon mal die Miete für die nächsten zwei Wochen zu bezahlen - obwohl das ganz in der Nähe liegt, fühlte es sich wie die reinste Odyssee an. Und wieder ärmer bin ich :D zur Belohnung gabs dann eine große Portion Pommes, Spicy Wings und Limo zum unschlagbaren Preis von 1.99 - geschmeckts hat sogar auch, also Win-Win. Aber: Heute schon gelacht? Den Laden haben hauptsächlich Bauarbeiter bevölkert, die eine Freude daran hatten, mich mit fettigen Fingern mein Hühnchen sezieren zu sehen - vor allem 'ne Frau. Richtig unterhaltsam wurd es sicher erst, als ich mich verschluckte und mich fast zu Tode röchelte, oder als ich beim eleganten Abgang mit einem Finger am Türgriff hängen blieb und mir fast besagten Finger gebrochen hätte. Aced it! (Vielleicht sollte ich mal eine Komödie schreiben...)



Bei schönstem Frühlingswetter Mini-Sightseeing an der Royal Albert Hall und dem Diana Memorial mit dem Wasserlauf, es kam wirklich Urlaubsflair auf! Danach den Rest des Tages, ganz Werbespruch-konform, im größten Kunst/Design-Museum seiner Art vebracht: "Spend a day at the V&A", dem Victoria & Albert-Museum an der schicken Exhibition Road, wo auch das Imperial College und viele weitere Museen liegen. Allein das Gebäude und seine riesigen Hallen, Säulen, Mamorböden sind schon ein Gedicht, aber die über 150 Gallerien - ich habe sie heute nicht alle geschafft! - sind genauso umwerfend: Skulpturen von Rodin, enorme Architektur- und Denkmalabteilungen, Kunst, Kleidung, Möbel, ... Und wenn man auch nur hingeht, um sich an den Kunststudenten zu ergötzen, die dort zu dutzenden Büsten skizzieren! Besonders verzaubert hat mich zum einen die Schmuckabteilung. Selbst, wenn man sich sonst wenig Gedanken über Steine und Colliers macht, ähnlich wie in der Mineralien- und Edelsteinabteilung des NHM ist auch die Schmuckabteilung im V&A so atemberaubend, einem fallen fast die Augen heraus. Man möchte gar nicht wissen, wie viel die Ketten, Kronen und Co. wert sind, die dort um die Wette funkeln. Highlight war jedoch die Theater- und Performanceabteilung, die mir natürlich aus dem Herzen sprach. Mit Videos von den Olympischen Feiern, Kostümen von Chris Martin und König der Löwen, Requisiten und Bühnenentwürfen für Hamlet und Videos aus Wicked und dem Phantom, haben sie bei mir den Vogel abgeschossen. Ein Besuch in Albertopolis, wie mein Reiseführer die Ecke rund um Hyde Park und Museum District nennt, wird mit allerernsthaftester Nachdrücklichkeit empfohlen!



Sonntag, 3. März 2013
03|3|13 - "Maritime" for Merry Times
Bühne frei für Changing of the Guard! Den Wachwechsel am Buckingham Palace habe ich noch nie gesehen, daher wollte ich heute mal meinen inneren Touri mehr denn je channeln. Natürlich sah man vom Wachwechsel nicht sehr viel, denn halb London hat sich dieser Zeremonie hingegeben, als würden sie zu einem Popkonzert strömen. Mit viel Disziplin hab ich mich dann aber doch bis zum Zaun vorgearbeitet. Das erklärt vielleicht die 245 Fotos, die heute entstanden sind... :D

Den Rest des Tages habe ich in Greenwich flaniert, meinem Lieblingsteil Londons - was ironisch ist, da Greenwich das Großstadtleben kein bisschen reflektiert. Stattdessen hat es die pittoreske Atmosphäre eines Stranddörfchens oder einer kleinen neuenglischen Unistadt, was 2010 zu meiner Ansage führte, dort würde ich einmal leben wollen (Freunde erinnern sich ^^). Es ist, als hätte Gott bei der Erschaffung der Welt gedacht "Und dieses Fleckchen Londons sei besonders gepriesen" - zumindest aus meiner anglophilen Sicht heraus. Direkt zum Fluss, wo man das riesige Schiff Cutty Sark bewundern darf, das vor 3 Jahren nicht zu sehen war, als mein Freund und ich an diesem hübschen Fleckchen Erde bei Sonnenschein Fish & Chips genossen haben. Auch heute zeigte sich die britische Sonne mal von ihrer Gönnerseite, was für einen Tag in Greenwich am besten ist. Wieder mal musste ich die obligatorische Hungerneid-Runde über den Greenwich Market drehen, ehe ich zum Old Royal Naval College und dem dortigen, sehr interaktiven Museum übersiedelte. Traumhafte Gebäude! Wenn man London für Inigo Jones und Christopher Wren-Architektur liebt, so wie moi, dann ist Greenwich eine Wohltat fürs Auge! Prachtbauten, soweit man sehen kann. Empfehlenswert sind die kostenlose Kapelle und die Painted Hall am College, wo z.B. Filme wie Sherlock Holmes, Der Goldene Kompass, Die Mumie oder The Duchess und viele andere entstanden sind. Man versteht leicht, wieso.



Auf der gegenüberliegenden Straßenseite protzt Greenwich mit dem wundervollen National Maritime Museum und dem Queen's House, beide wieder kostenlose Touristenattraktionen für den Kunst-, Kultur- und Wissenshungrigen (also so Suchtis wie ich). Angrenzend an beide findet sich der Greenwich Park mit seinen Hügeln und Tälern, wo alles in Richtung Royal Observatory inklusive Nullmeridian strebt. Dort war ich bereits, es zog mich eher in das dahinterliegende Astronomiezentrum und natürlich zur alles in den Schatten stellenden Skyline Londons. Ich hab schon eine Themsefahrt unternommen und bin mit dem London Eye gefahren, doch an Greenwichs Aussicht auf die Weltstadt kommt nichts heran. Es hat wirklich etwas Amerikanisches, besser kann ich es nicht in Worte fassen.


Anschließend bin ich noch im Park herumgestromert, bis ich auch die Kirchen, Herrenhäuser und Beete im Umfeld abgeklappert hatte. Meine italienischen Mitbewohner, die ich mittlerweile sehr ins Herz geschlossen habe, haben von Greenwich noch nicht einmal gehört! Gerade die Fahrt mit der oberirdischen DLR durch die Glas-und-Stahl-Wolkenkratzer und innerstädtischen Häfen ist schon Attraktion genug. Und wer will, kann die Themse auch unterirdisch zu Fuß passieren (hab ich 2010 schon getan).

PS: Ich sollte nie wieder abends um 12 noch bloggen. Entweder ist mein Hirn schon völlig auf Englisch eingestellt und die deutsche Sprache kommt mir langsam abhanden... oder ich bin einfach zu müde, um zu sehen, was ich für einen verbalen Müll abliefere. Wenn das meine Ex-Deutschlehrerin liest!



02|3|13 - Kiss Me, Kate
Da ich gestern erst gegen halb 12 heimgekommen bin, hier der Blog mit Verspätung ;)

Gestern gings nach Stratford (nicht Shakespeares Stratford!), das nur zwei Tubestationen entfernt liegt und von mir immer auf dem Weg in die Stadt/zur Arbeit passiert wird. Dort gibts nämlich einen Westfield, diese riesigen Einkaufszentren mit vier Etagen und allem, was das Herz begehren könnte. Die Massen an Menschen dort sind unvorstellbar. Im Primark war ich SEHR versucht, mir ein paar Klamotten zuzulegen - ich hatte auch einige kaufbereit in der Hand - aber habe alle verfügbare Willenskraft aufgeboten und NICHTS gekauft - persönlicher Primarkrekord. Primark in England hat nämlich einfach eine viel bessere Qualität, als in Deutschland, und außerdem viel mehr schöne, förmliche Kleidung (während man in DE häufig so einen Neon- oder Hippie-Kram findet, den ich nicht gebrauchen kann).
Mittags Pommes mit einmaligem Ausblick auf den Olympischen Park ;) leider wird dort gerade umgebaut, deshalb kann man nicht direkt hin und es sieht etwas nach Baustelle aus, aber trotzdem spannend. Hab für einen Pfund dieses extrem stark reduzierte Maskottchen ergattert, weiß aber noch nicht, wohin damit. Behalten? Verschenken? Hier verlosen? Mal schauen.



Oxford Street - so stellt man sich das Leben in NYC vor, so viele Menschen, das man kaum vorankommt. Auf der Oxford Street gabs nach Westfield nicht mehr viel für mich zu sehen, außer Selfridge's. Die Serie dazu ist mir sehr ans Herz gewachsen und auch das Kaufhaus sollte man mal gesehen haben. "Der Kunde hat immer Recht" - H.G. Selfridge ;)
Anschließend ein abendlicher Abstecher zum Covent Garden, wo ich immer schon gerne die Straßenkünstler, Zauberer und Musiker beobachtet habe. Auch die vielen Marktstände sind immer verlockend, genau so wie die Shops und die Jamie-Oliver-Restaurants hier und im Westfield. Hach, reich müsste man sein ;)

Irgendwann war es dann endlich spät genug, dass ich mich zum Old Vic Theatre begeben durfte, um die Abschlussperformance von Kiss me, Kate zu sehen. KMK ist ein völlig unterschätztes und in Deutschland viel zu unbekanntes Stück-im-Stück, das auf dem Shakespeare-Stück "Der Widerspenstigen Zähmung" beruht. Auf und hinter der Bühne lieben und streiten sich die beiden Hauptdarsteller, die zufällig geschiedene Ex-Eheleute sind, was das ganze zu einer großartigen Doppelkomödie und Liebesgeschichte macht. Die Songs sind lang und gut - nicht so episch wie beim Phantom, natürlich - aber vor allem das Tanzen muss man loben, denn die Choreographien haben uns zu Standing Ovations angeregt: Elemente aus Stepptanz, Walzer, Tango, Ballett ... da gabs von allem etwas. Außerdem wird dem Chorus genau so viel Zeit für Soli und Tanzeinlagen geboten, wie dem Hauptdarstellern, das sieht man nur sehr selten. Zu den Kostümen: Die Hauptfiguren bunt und klassisch, der Chorus hatte zwar einen klassischen Schnitt, aber die Kostüme bestanden aus irren Kombinationen moderner Schwarz-Weiß-Muster, dafür gab es dann bunte Strumpfhosen und Unterröcke. Ziemlich cool! Außerdem war das Bühnenbildproblem gut gelöst worden, es bestand aus bedruckten Stoffbahnen, die ganz kreativ aufgebaut wurden. Solltet ihr jemals die Chance haben, es irgendwo zu sehen: Lasst euch das nicht entgehen! Und nehmt den Rat des Stücks an: "Brush up your Shakespeare, start quoting him now!"



Freitag, 1. März 2013
01|3|13 - T.G.I.F.
Thank God it's Friday - aber nicht, weils dann ans Wochenende geht, denn ganz gemäß des Wahlspruchs der Restaurantkette ist in London auch für mich immer Freitag, schließlich hab ich vier Tage die Woche frei und an den restlichen drei darf ich landesweite Entwicklungen in der Forschung mitbeeinflussen. Man fühlt sich schon recht gut, wenn der Chief Executive jeden Tag in der Zeitung zitiert wird oder für 5 Sekunden auf dem TV zu sehen ist, deine Kollegin am Schreibtisch neben dir alle Radio- und Zeitungsjournalistin persönlich kennt und dir fröhlich von ihrem BBC Fernsehtraining erzählt, das dort alle durchlaufen. Basking in reflected glory, das zieh ich schamlos durch. Ihr dürft ja sagen, was Ihr wollt - dass ich nach drei Tagen nicht mehr weg möchte, ist vielleicht eine postpubertäre Naivität, aber heute hat es für alle exklusive Edel-Pudding gegeben (immerhin 275 Freiexemplare in Karamell, Raspberry Cheesecake & Co.), den eine Kollegin für uns gewonnen hatte, mal eben so. Man, wer will nicht in der ersten Arbeitswoche ne Mail bekommen, die besagt "Los Leute, rennt zum Aufenthaltsraum und schnappt Euch alle einen kostenlosen Designerpudding, solange noch genug da sind", nachdem man schon den ganzen Morgen die übrigen Cookies aufessen durfte, die beim letzten Meeting nicht weggingen? Ich nominiere diesen Arbeitsplatz für das Büro des Jahres! Meine Mitarbeiter sind einfach cool, leider musste ich Ihre Einladung, nächste Woche etwas essen/trinken zu gehen (wir verabschieden meine Vorgängerin), ablehnen, weil genau auf den Abend Les Miserables fällt, aber sie trösteten mich, indem sie mir nächste Woche Dienstag bis Donnerstag Arbeit anboten, damit ich schöne lange Wochenenden hab. Aber nur, falls ich das möchte, denn "we're happy, when you're happy". Need I say more?

Das schöne am Freitag ist auch der Food Market in den Docks, wo ich mir auf Firmenkosten ein wundervolles "Italian Panini with slowly roasted belly of pork, accompanied by sauce, salad and tomatoes (and optional cheddar cheese)" gönnen durfte, die beste Mahlzeit, seit ich hier angekommen bin. Einzige Schande ist nur, dass ich nächsten Freitag nicht arbeiten darf und daher nicht erneut die Auswahl zwischen Argentinischem, Afrikanischem, Italienischem, Thailändischem, Chinesischem & Co. hab... langsam wächst mir die hiesige Küche echt ans Herz.

Mein Timing ist heute auch top, denn ich habe für die allerletzte Vorstellung von "Kiss Me, Kate" morgen im Old Vic Theatre einen Platz für nur 12 Pfund erstanden, da ich unter 25 bin und wir einfach so tun werden, als hätte ich das Ticket morgen Abend last minute erhascht. Dass ich innerhalb von einer Woche gleich drei Mal ins Musical gehe, war eigentlich so nicht geplant... aber da KMK morgen ausläuft, musste ich einfach zuschlagen. "Brush up your Shakespeare" kann ich Euch schon mal sagen, denn morgen langweile ich Euch mit meiner Lobeshymne auf diese Komödie ;) Dafür hatte ich dann keine Lust mir, die langen Öffnungszeiten des Design Museums zunutze zu machen, wie ursprünglich geplant. Hab ja noch exakt 7 Wochen Zeit dafür.Heute keine Fotos, ist das zu glauben?

Überhaupt erstaunlich, dass es erst bzw. schon eine Woche her ist, dass ich hier lebe. Einerseits vergeht die Zeit rasend schnell, so voll gepackt ist jeder Tag hier. Andererseits hab ich das Gefühl, schon ewig in meinem Zimmer zu leben oder an meinem Schreibtisch zu sitzen. Das Leben hier passt mir wie ein angegossener Schuh.



28|2|13 - Phantom of the Opera
Gestern Abend und heut morgen hat mich das Internet nicht mit seiner Anwesenheit beglückt, dafür habe ich heute Morgen dann lieber die Internet-freie Zeit genutzt, um am Leicester Square Tickets zu kaufen. Nächste Woche gehts in Les Mis! Heute habe ich alles rund um den Buckingham Palace abgeklappert: Green Park, Queen Victoria Memorial, Apsley House, Royal Mews (nur von außen)... Im St. James's Park findet der Ausdruck "Angry Birds" eine neue Bedeutung, die Tiere sind richtig verrückt! Außerdem konnte ich gleich drei Eichhörnchen auf ein Foto bannen :)
Von der Mall nebst Marlborough House kurz rüber zu den Churchill War Rooms, wo man auch Downing Street passiert, der Sitz des Ministers wird aber akribisch überwacht, sodass ich nur das Straßenschild festgehalten hab. Zu Westminster Abbey, Houses of Parliament, Big Ben und London Eye muss ich sicher nicht viel sagen, außer: ich war mal wieder da.



Etwas Zeit verschwendet habe ich bei meiner Suche nach dem Imperial War Museum, das bis Juli geschlossen hat - wie könnte es bei meinem Glück auch anders sein - und das Florence Nightingale Museum sah so winzig aus, dass ich mir den Eintritt lieber gespart hab. Was also tun, wenn die eigenen Pläne zerschlagen wurden? Man geht auf Nummer sicher und ins gigantische, schöne Natural History Museum mit seinen Hogwarts-Gängen, Darwin-Ausgaben, dem Kokon, jeder Menge großartiger Dinosaurier, Edelsteine und ,,Reise durch den Erdball". Momentan gibt es keine Erdbebensimulation, die kann ich Euch aber wärmstens empfehlen, vor drei Jahren hat das richtig Spaß gemacht! Freude hat mir auch die unschlagbar gute Gesangsgruppe junger Briten (Dukes of York) bereitet, die vor dem Museum Klassiker und moderne Songs coverten. Sowohl optisch als auch akustisch schwer auf Erfolgskurs, ansonsten hätte ich wohl nicht 20 Minuten lang in der Kälte zugehört. Getoppt wurde diese musikalische Erfahrung nur noch von dem älteren Herren in der U-Bahn, der mit einer Harfe "The Heart will go on" spielte und natürlich meinem Musicalbesuch eben - Phantom der Oper.

Im Vergleich zu meinem Favoriten Wicked kann man dem Phantom beinahe schon die noch beeidruckenderen Kostüme und ein unvergessliches Bühnenbild attestieren, der Gesang war natürlich ebenfalls Anlass für Gänsehaut - so hoch und so langanhaltend hat mir noch niemand eine Note vortragen können. Leider war der Opernstil des Titels stark zu spüren, denn von den Songs waren 3/4 unverständlich (wenn auch unangeforchten schön). Wicked hat meiner Meinung nach bessere Charakterentwicklung (Christines Liebhaber war dermaßen eindimensional, er hätte als Lineal anheuern können), aber beide würde ich jedes Mal wieder anschauen <3