6|4|13 - Macbeth & McAvoy!!!
Geschafft - ENDLICH eine dieser raren Karten für McAvoys Macbeth bekommen. Musste ja auch nur vier Mal anstehen und bin heute nach 3 Stunden Schlaf um 4 Uhr früh aus dem Bett getaumelt. Natürlich hatte ich dabei stets den Gedanken "Wow, wenn dieses Stück nicht ein Mittel gegen AIDS findet oder den Weltfrieden bewegt, ist es die Folter nicht wert". Was kann ich sagen? Ich glaube, heute haben wir wohl AIDS geheilt.
In der Schlange, in der ich 4 Stunden gewartet habe, habe ich ein kanadisches Mädchen kennengelernt und wir haben uns prompt gegenseitig ins Herz geschlossen, nebeneinander im Theater gesessen, vorher und nachher in der Stadt rumgehangen und Nummern sowie FB-Details getauscht. Wenn meine Zeit nicht langsam ablaufen würde, würden wir sicherlich gute Freundinnen werden (denn wir teilen eine Vorliebe für Fantasy-Bücher, Superhelden und haben im Theater zusammen Muffins und Chips vernichtet). Das war das Warten schon mal wert!
Dann das Stück an sich... in der 5. Reihe und mitunter nur 2 m vom Geschehen entfernt habe ich die beeindruckendste Theatererfahrung meines Lebens gemacht - inklusive Weimarer Nationaltheather und Globe Theatre. Macbeth war so roh und eindrucksvoll, man merkte einfach, dass es um Leben und Tod ging. Normalerweise HASSE ich moderne Inszenierungen ohne echtes Bühnenbild, und objektiv betrachtet könnte die Beschreibung des Stückes nicht grausiger klingen: Die Hexen trugen Gasmasken, alle Schauspieler waren gekleidet wie obdachlose Untergrundrebellen mit Hipster-Einfluss und von der Decke regnete es Kunstblut auf die Sterbenden. Mordbeauftragte kleiden sich in Clowns-,Schweins- und anderen Masken, sodass man sich an den Joker und The Strangers erinnert fühlte. Flackernde Lichter und sphärische Klänge markierten die Übergänge zwischen Szenen, der Boden erlitt Kontakt mit Blut, Speichel, Wasser, Bier, Essen und McAvoys fiktivem Mageninhalt. An einer Stelle öffnete sich ein Garagentor zur Londoner Stadt hin und die Armee stürmte hinein. Es wurde erstochen, erwürgt und geköpft, man nutzte Maschinengewehre, Äxte, Schwerter, Säbel, Dolche, Kettensägen... Am Ende hatte das Ensemble den Bühnenbereich unfreiwillig mit unzähligen blutroten Schuh- und Handabdrücken versehen. Es war glorreich.
Unglaubliche Kampfszenen, beeindruckende Tode, eine komplett Angst- (und scheinbar auch Schmerz-)freie Besetzung... James lief auf Tischen, fiel kopfüber in Löcher und sprang von Leitern - selbst ich als vorheriger Nicht-Fan hatte Gänsehaut, wenn er komplett verrückt wurde und einen dann beim Sprechen direkt in die Augen sah. Wie er täglich (manchmal sogar zweimal) diese irre körperliche, schauspielerische und sprachliche Höchstleistung darbietet, ist mir unerklärlich - das gilt für alle Beteiligten. Oft genug sah ich ungeweinte Tränen in den Augen der Schauspieler und hätte selbst fast angefangen, als Macduff den Tod seiner Kinder beklagte. Ich saß erschrocken und mit offenen Mund direkt am Geschehen und wusste nach einer Minute, dass für den Rest meines Lebens keine andere Macbeth- (und womöglich generelle Shakespeare)Adaptation da jemals wird mithalten können. Wenn man mal davon absieht, dass man den schottischen Akzent nicht immer durchblickt ...
Wahnsinn. Dafür würd ich nochmal morgens um 6 auf Londons Straßen kampieren.
bibliophelia am 06. April 13
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5|4|13 - Top Hat = Top Hit
Okay, ich hatte heute den besten Abend, den man jemals in London verbringen kann - und zwar im Aldwych Theatre. Schon vor der Tür traf ich zwei Amerikaner, die seit Jahrzehnten die ganze Welt bereisen, um Musicals zu sehen: Sei es Japan, London oder jedes noch so kleine bevölkerte Fleckchen der USA; von Disney-Musicals bis hin zu den ganz großen Produktionen: Sie haben sie alle gesehen. Die beiden Männer saßen in den Premieren von Wicked und Jersey Boys, sie haben Previews verfolgt, aus denen dann doch nie Musicals wurden, sie haben Ryan Murphy getroffen und natürlich den kompletten Glee-Cast. Überhaupt wissen die beiden Interessantes über die Zukunft von sowohl Glee als auch Smash, verrieten mir, dass The Bodyguard Londons neuer Geheimtipp sei...
Das Theater an sich ist das bisher schönste, das ich in London gesehen habe, auch aus der letzten Reihe hat man eine erstaunliche Sicht! Überhaupt war das Theater beleidigend leer heute Abend, sodass ich mich in die Mitte der ersten oberen Reihe setzen konnte - dem Fixpunkt der Schauspieler, Sänger und Tänzer und sehr nah an der Bühne! Es ist, als würde nur für einen selbst gesungen.
Und dann das Musical an sich: Es war reine Poesie. Bei weitem die besten Kostüme, Tanzeinlagen und das umwerfendste Bühnenbild der Stadt. Jede neue Einstellung ist ein Fest für die Sinne, und jeder Übergang wird mit großartigen Tanzeinlagen, witzigen Szenen & Co. gemeistert. Man weiß wirklich nicht, wohin man zuerst schauen soll, wenn diese Tanzkünstler mit dem Stepptanz loslegen, die weibliche Hauptrolle in die tiefe Rückenpose fällt oder sich das Liebespaar tief in die Augen sieht. Ich hab selbstvergessen gegrinst, im Geiste ein Happy End angefeuert und zwischendurch herzlich gelacht. Wenn ich nur ein Musical nochmal sehen oder weiterempfehlen dürfte, es wäre Top Hat. Meine neuen amerikanischen Freunde (deren Karte ich bekommen habe) haben den Hauptdarsteller aus Mary Poppins her schon gekannt - leider hat das Stück ihren Allzeit-Favoriten West Side Story nicht überboten.
So ein furioser Abend für schlappe 20 Pfund macht dann den katastrophalen Morgen wett: Zwischen Liverpool Street und Leytonstone gingen keine Bahnen, hunderte Menschen wollten sich in den einen Bus nach Stratford quetschen... da bin ich mit dem Bus nach Walthamstow, von dort mit der Victoria Line zu King's Cross und ab da nach Tower Hill gepilgert. Zwei Stunden nach Verlassen des Hauses war ich also endlich auf der Arbeit!
bibliophelia am 06. April 13
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4|4|13 - Stratford-Upon-Awesome
Meine Erwartungen an meinen Ausflug nach Stratford-Upon-Avon (Geburts- und Sterbeort von Shakespeare) waren nicht die größten nach meiner nur mäßigen Begeisterung für Cambridge und den Aussagen verschiedener Leute, ich "solle nicht zu viel erwarten" und die Stadt sehr sehr "tourismusorientiert". Auch, dass es bei meiner Ankunft erst mal leise schneite, trug nicht zur Begeisterung bei. Wie habe ich mich getäuscht! Am Ende schien wunderschön die Sonne und ich wollte nicht mehr weg.
Nach den ersten unscheinbaren Straßen gelangt man innerhalb von 5 Minuten ins Town Centre und ich habe mich prompt verliebt. SUA besteht aus wunderschönen alten Fachwerkhäusern, roten Backsteingebäuden und Mini-Shops, die entweder bekannte Marken feilbieten, süße Cafés beherben (ganz vorne mit dabei scheinbar immer das Angebot von Cream Tea [Kaffe/Tee + Scones mit Marmelade und Clotted Cream]) oder das Kaufen hausgemachter Konfitüre bewerben. Daneben finden sich interessant viele Süßigkeitenshops (dem Honigtopf wird hier Konkurrenz gemacht!!!) und urige, mir teilweise unerklärliche Geschäfte (ganzjähriges Weihnachtszubehör, Esoterik, Peter Rabbit...). Das Stadtbild ist trotz der überschaubaren Größe herrlich, am Fluss hat man den Eindruck einer Meeresstadt mit den vielen Ausflugboten, Möwen und Schwänen sowie den unendlich langen Strecken Natur, die sich am Wasser entlangwinden. Mein Eindruck am Ende war: Shakespeare hat alles richtig gemacht: Hier geboren werden, aufwachsen und sterben, aber zwischendurch London genießen. Mit dem Konzept könnte ich auch meinen Frieden schließen: Traumhaft!!!
Natürlich spielt fast jeder Pub mit Shakespeares Werken, aber ich fand es nicht übertrieben "touristisch", sondern stilvoll gemacht. Wenn man mal von den HORRENDEN Preisen absieht (als Student zahl ich immer noch 10.50 für den Sightseeing-Bus, dabei wollte ich den nicht für ne Stadtrundfahrt, sondern zu den zwei außerhalb der Stadt liegenden Familienhäusern... UND auch, wenn man 12 Monate unbegrenzten Eintritt bekommt und der Wert bei 35 liegt, selbst mit kombinierten Eintritt, Studentennachlass und Online-Buchung zahl ich noch knapp 20 Pfund, um mir die wichtigsten Gebäude anzusehen...). Hier gibt es keinerlei Gratismuseen, anders als etwa in Cambridge kostet hier jede überschrittene Türschwelle einige Pfund. Ich als großer Fan war natürlich begeistert von Shakespeares Geburtshaus, New Place, Nash's House, Croft's Hall, Mary Arden's Farm und Anne Hathaway's Cottage. Toll war auch die Holy Trinity Church mit Shakespeares Grabmal, immerhin hab ich schon Romane gelesen, in denen die vorkam, und am Avon liegt sie ebenfalls malerisch. In allen Häusern finden sich kostenlose Infoblätter und Karten, man darf Fotos machen, bekommt nette Hinweise, Gratis-Kuchen und die Angestellten sind fröhliche Leute, die gerne die bunten Kostüme tragen, für dich Stücke rezitieren oder Lieder singen. Jetzt im April lohnte es sich schon, vor allem die Gärten zu erkunden und jedem sei gesagt: Der 5 Häuser-Pass lohnt sich unbedingt, allein die kurze Fahrt dorthin ist dank der schönen Landschaft und den sterbend schönen Stadthäusern und Cottages schon empfehlenswert. Im Bus bekommt man Kopfhörer geschenkt und erfährt auch als Experten-Shakespeare-Freak (c'est moi) noch viele interessante und lustige Details aus der Zeit um 1600. Bei Mary Ardens Farm gibt es ganztägig kostenlose Programmpunkte wie "Tudor Dancing" oder "Falcony"; es handelt sich um eine arbeitende Tudorfarm, wo man Schweine, Eulen, Gänse, Pferde, Kühe, Ziegen, Enten, Rehe etc. sehen, füttern und streicheln darf, alle Gebäude sind in allen Stockwerken begehbar und epochengetreu eingerichtet. Ich habe es sehr genossen, durch die blühenden Gartenanlagen zu wandeln und meine einzige Kritik ist: Man hat einfach nicht genug Zeit an einem Tag, egal, wie klein die Stadt ist! Gerade Shakespeares Geburtshaus mit dem aufwendig gestalteten Museum und der First Folio kann man sich dank Filmausschnitten & Co. eigentlich kaum lang genug ansehen. Nebenan liegt übrigens ein cooler Zaubereiladen nebst Museum, wo man auch Harry-Potter-Zeug kaufen und Butterbier probieren kann. Magic Alley, echt mal hingehen und genießen!
Genossen habe ich ferner die Butterfly Farm, das größte Schmetterlingshaus im Vereinigten Königreich (beherbergt auch Papageien, Spinnen, Insekten, Leguane etc.) und eine herrliche Tropenlandschaft mit Wasserfällen, Teichen, Brücken, exotischen Pflanzen und und und. Ich durfte sogar später am Tag, als die Museen geschlossen hatten, wieder mit demselben Ticket hinein und habe noch eine Stunde Schmetterlinge auf meine Hand gelockt, ihnen beim Schlüpfen zugesehen, meine Spinnenphobie strapaziert und den Shop ausgekundschaftet. Doch auch danach habe ich mich nicht gelangweilt: Direkt nebenan am Avon liegt das Theater der Royal Shakespeare Company, ohne Frage der coolsten Theatervereinigung der Welt (und zufälligerweise auch der größte klassische Theaterverein auf dem Planeten, der mit Stars wie Judi Dench und David Tennant arbeitet). Weil die einfach klasse sind, stellen sie die unglaublichen Kostüme zum Anfassen und Fotografieren aus. Man darf auch ohne Theaterticket das Gebäude erkunden und ich hatte Spaß dabei, mich im Spiegelabyrinth zu verirren. Theaterstücke, Schmetterlinge, Harry Potter, Architektur, Natur und Shakespeare-Overkill... wenn ich nicht wiederkomme, mache ich eine Bootstour auf dem Avon und schreibe Sonette inspiriert durch meine private Shakespeare-Büste!
Fotos folgen, hier ists schon spät. Übrigens, ich hab mein Ticket nicht unterschrieben und würde es für schlappe 9 Pfund inklusive Gutschein für den Sightseeing-Bus verkaufen, damit jemand anderes einmal oder die nächsten 12 Monate lang damit Spaß haben kann. Bitte bei Bedarf melden :)
bibliophelia am 05. April 13
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2 & 3|4|13 - Mamma Mia?
Beim German Lunch gestern eine coole neue Kollegin kennengelernt, die heute direkt erst mal zum Plaudern vorbeikam. Meine Freundinnen beim German Lunch und auch meine Teamkollegen haben die magischen Worte ausgesprochen: Ich könne doch bleiben, zurückkehren, mich fest anstellen lassen... das kommt durchaus vor bei den freiwilligen Arbeitern (gerade erst wieder passiert) und das Team würde es auch unterstützen *-* vielleicht mach ich es ja wirklich eines Tages! Jedenfalls haben sie mir von sich aus angeboten, mir eine sehr nette Empfehlung zu schreiben, damit ich in England bzw. der Demenzforschung fest Fuss fassen kann.
Meine Lieblingskollegin war über Ostern in Portugal und hat dem Team wundervolle Blätterteig-Törtchen mitgebracht und mir außerdem eine Postkarte (für meine persönliche Wall of Fame zuhause) - hach, ich liebe diese Leute.
Nachdem wir erörtert haben, dass alle außer mir Musicals hassen (gut, nach 5 Wochen zu erfahren, wie wenig mein Geschmack auf fruchtbaren Boden fällt XD), gings dann gestern in
Mamma Mia!. Natürlich war das Publikum bestens gelaunt, denn es handelt sich um ein Jukebox Musical (das um berühmte und beliebte Songs herumgebaut wird anstatt auf der Story zu basieren). Während der drei Zugaben wird mitgesungen und getanzt, ob Anzugträger oder Kleinkind :) Ich hatte gehofft/gedacht, schon während der Show würde es so zugeben, aber das Publikum war leider sehr gesittet. Vor der Show extra der Warnhinweis für Menschen, die sensibel auf visuelle Reize reagieren: Ja, es gibt die typischen ABBA-Anzüge nebst Trompetenärmeln, Schlaghosen, Stehkragen und viel Glitzer.
Leider kann ich das Novello Theater nicht loben. Anders als alle anderen Londoner Musical-Theater musste man in der Kälte warten, bis die Show nur noch eine halbe Stunde entfernt ist. Doch selbst dann muss man im kleinen Foyer mit dutzenden Menschen um die Wette quetschen, denn zu den Plätzen gehen ist nach wie vor verboten: Bescheuert, wenn man die Massen bedenkt, die ins Theater strömen. Tatsächlich wurde man sogar beim Anstehen gebeten, wieder zur kalten Tür vorzurücken, damit man noch mehr Leute in der Halle warten lassen kann. Auch die Sitzplätze hätten besser sein können. Meine theoretisch uneingeschränkte Sicht wurde wie bei keinem anderen Musical von den Leuten vor mir behindert, weil alle sich vorbeugen mussten, um etwas zu erkennen - sehr unschön. Im Musical kommen noch ein paar Songs vor, die es nicht in den Film geschafft haben (besonders cool ist die Traumsequenz!!!), aber ingesamt hatte ich während des Films immer mehr Spaß. Man muss ehrlich gestehen, alle können super singen und tanzen, besonders Donna und Sophie, doch mir sind Musicals mit mehr Tanz und Kulisse (Phantom, Rain) immer noch lieber. Wer also über Pierce Brosnans furchtbare Singstimme hinweg sehen kann: In die DVD zu investieren ist womöglich die bessere Option.
bibliophelia am 03. April 13
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1|4|13 - How April fooled me
Heute war so ein miserabler Tag, es ist fast schon komisch (für Euch, nicht für mich!)...
In den vergangenen Wochen hatte ich mir überlegt, dass ich das, was ich damals beim Primark entdeckt hatte, letztendlich doch gern kaufen würde. Szenario heute: Natürlich nicht mehr auch nur annähernd in meiner Größe erhältlich, und auch ansonsten wollte ich nichts haben. Also nur ne Jeans erstanden und von Stratford wieder heimgekehrt, denn:
Um 12 Uhr gingen heute die April-Montags-Karten für Macbeth online, zum komfortablen Preis von 15 Pfund. Auch, nachdem ich vorher schon 45 Minuten für drei verschiedene Vorstellungen "online angestanden" habe (Sachen gibts...), ging ich leer aus. Un-glaub-lich. In diesem Leben scheint mir die "Freude" des schottischen Stücks verwehrt zu bleiben. Na, wir wollen mal sehen, wer das letzte Wort behält! Entsprechend erfolgreich ging es dann weiter, inklusive jeder Menge Umwege gegen Tube-Baumaßnahmen:
Whitechapel Art Gallery (Aldgate East)? Geschlossen. Royal Institute of Architects (Regent's Park)? Geschlossen. The Crypt (Euston)? Geschlossen. Freemasonry Museum (Holborn)? Geschlossen. ... das wäre ja alles verschmerzbar gewesen, wenn ich nicht bei manchen Sachen die Websites gecheckt hätte und die einfach die Tatsache, dass ihnen heute nicht nach öffnen ist, verschwiegen hätten.
Mein Trost: Im Oxford Street Primark hatten sie immerhin eine der Blusen, die ich wollte, und sogar noch in meiner Größe, doch stattdessen hab ich zwei Cardigans für jeweils 5 Pfund abgestaubt. Mir reichte das an Anti-Frust-Programm noch nicht und ich dachte, ich entschädige mich mit einer Thunfischpizza (die bekommt man in England nämlich so gut wie gar nicht, nicht mal aus der Tiefkühltruhe). In meiner Nachbarschaft bekommt man eine ordentlich große Pizza für schlappe 2.30. Nur ausgerecht HEUTE hatten sie keinen Thunfisch - wirklich, Leben? Wo soll ich bitte all das schlechte Karma gesammelt haben, dass ich nicht mal den ollen Fisch bekomme an diesem furchtbaren 1. April mit dem schwarzen Humor? Der Ladeninhaber hatte so viel Mitleid, er hat mir ein paar Chicken McNuggets extra eingepackt.
Das bei weitem einzige Highlight war die Schmetterlingsausstellung im National History Museum, denn ich liebe Schmetterlinge abgöttisch und konnte mich sehr damit aufheitern, durch das große Zelt zu ziehen, in dem hunderte bunter, großer wie kleiner Schmetterlinge frei herumfliegen. Ein paar nahmen bereitwillig auf meiner Hand, Jeans und Jacke Platz - sowas ist mir noch nie passiert, ich war wirklich verzaubert. Auch die größte Mottenart der Welt gibt es zu bestaunen (im Grunde ein riesiger Quasi-Schmetterling) und schlüpfende Schmetterlinge jeder Art. So etwas bekommt man ansonsten nicht geboten und ich empfehle diesen Stimmungsaufheller allen Kind gebliebenen Menschen und chronisch-depressiven Londonern im Generellen. Hoffentlich schaffe ich es am Donnerstag in Stratford-Upon-Avon auch noch zur Butterfly Farm, dem größten Schmetterlingspark im gesammten Vereinigten Königreich. Kann Shakespeares Geburtsstätte noch cooler sein? Vermutlich nicht ;)
bibliophelia am 01. April 13
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31|3|13 - Oxbridge & Easter
Ich habe mich von TimeOut bezüglich Osteraktivitäten beraten lassen, und da mich die Kidsevents mehr ansprachen als die Pubs und Partys, gings erst mal in das
Victoria & Albert Museum of Childhood. Fast zu 100% dreht es sich hier um Spielzeuge aus aller Welt und allen Epochen, es finden sich aber auch Kleidungsstücke, Kinderwägen und Co. Kindern wird hier dank Schaukelpferden, Sandkasten, Verkleideecke und Kinderanimation reichlich die Chance gegeben, zwischen altmodischen Eisenbahnen und Modellen der Playstation zu spielen. Kultig: Die Comic-Ausgaben von Spiderman, Batman, Superman & Freunden sowie die StarWars-Spielfiguren in Originalverpackung. Bei den imposanten, riesigen Spielhäusern wurde ich richtig nostalgisch und wenn ich über ein Spielzeug stolperte, das ich selbst kenne, wär ich am liebsten in das Regal gekrochen und wieder 5 Jahre alt gewesen Guilty Pleasure: Angesichts der Harry-Potter-Spielzeuge musste ich lachen, denn den Umgang und Zauberstab besitze ich auch schon ewig ... und den Umhang habe ich erst vor zwei Jahren zu Karneval getragen!
Schwer zu finden, aber nett: Bruce Castle. Von Seven Sisters aus muss man erst ausklügeln, dass das Museum vielleicht in der Nähe von Bruce Grove zu finden ist (denn an der Tube-Station wusste niemand, wo das Schloss zu finden ist), dann den Bus nehmen, noch zehn Minuten zu Fuß umherirren... und dann steht man vor einem schönen, alten Herrenhaus. Es dokumentiert sowohl Hausgeschichte, als auch die Geschichte Tottenhams und beherbergt moderne Zeichnungen und Installationen einer alten Künstlerin, die besonders Selbstportraits herstellt. Für die Entfernung und eher geringen Umfang nicht zwingend weiterzuempfehlen, aber dafür alles andere als Touristen-Mainstream.
Gerne wäre ich danach zum Hasen-Streichelzoo gefahren, doch ich konnte ihn leider nicht finden. Und ich hatte mich schon verzückt darauf gefreut, Häschen zu streicheln :( doch meine Zeit wurde knapp und immerhin musste ich noch ans andere Ende der Stadt. Also kein Tierschmusen für mich.
An der Putney Bridge konnte ich dann den Start des weltweit bekannten Oxford-Cambridge-Bootrennens miterleben. Bis zu 250.000 Leute verfolgen an der Themse das Spektakel der Teams in hellem bzw. dunklem Blau - falls es interessiert, Oxford (meine Favoriten und die statistischen Underdogs) haben gesiegt. Cheers! Das macht es fast schon wett, wie unspektakulär der Start mitanzusehen ist. Keine Ansprache, kein "es geht jetzt los"... unvermittelt erfolgt der Startschuss, keiner jubelt, und die Boote schießen den Fluss entlang, gefolgt von einer Heerscharr von Sicherheitsbooten. Sehr gesittet, die Briten, denn es schallten keine "Oxford!" oder "Cambridge"-Rufe und 5 Sekunden nach dem Start strömten die Massen unbeeindruckt zurück zur Tube-Station. Das englische Naturell ist ein sehr ruhiges. Anstehen: Ja, stundenlang, um jeden Preis. Sich dann über das Resultat freuen? Wie dekadent, nein, sowas gibt es hier nicht.
Leider fand zur selben Zeit das neue "Goat Race" der Top-Unis statt, sodass ich nicht herausfinden konnte, welche Oxbridge-Ziege die schnellere war.
Wünsche Euch frohe Ostern & stoße mit Euch gedanklich auf den Oxford-Sieg an ;)
bibliophelia am 01. April 13
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30|3|13 - The Importance of Being Patient
When you try your best but you don't succeed... "Schon mal so down gefühlt, dass Coldplay-Texte Sinn ergeben?" - So habe ich mich heute morgen gefühlt, nachdem ich um 5 Uhr aufgestanden bin und drei Stunden für eine Macbeth-Karte angestanden habe. Meine Chancen waren auch sehr gut! Bis mir der Mann DIREKT VOR MIR die allerletzte Karte weggeschnappt hat. Das Schicksal kann so grausam sein, es ist wirklich zum Verzweifeln. Mittlerweile habe ich eine Art bittere Abneigung gegenüber den Trafalgar Studios generell und James McAvoy im Speziellen entwickelt und würde mir das Stück gerne ansehen, um zu wissen, ob es das Drama des Anstehens wirklich wert war. Daher werde ich mich tatsächlich noch einmal, und noch früher!, zum Trafalgar Square schleppen und hoffentlich eines dieser "Goldenen Tickets" erhaschen. Es ist jetzt einfach eine Herausforderung meiner Selbstdisziplin, und da ich aus sehr robusten Holz geschnitzt bin, will ich mal sehen, wer eher nachgibt: Die Studios oder meine Wenigkeit.
Es zog mich danach zum
White Cube einer geräumigen und leicht verrückten Pilgerstation für Liebhaber moderner Kunst, in der man natürlich keine Kamera zücken darf. Im 9x9x9 Raum fand sich nur eine große Skulptur, das Highlight war die großflächige und sehr ansprechende Portrait-Ausstellung zu Chuck Close nebenan. Sogar drei Infofilme liefen speziell zu diesem Thema, die Ausstellung ist daher echt empfehlenswert! In einer letzten Gallerie fanden sich Schauspielstudenten in langer Unterwäsche und altmodischen Rollerskates, die sich gegenseitig obszön und weithin hörbar zum Beischlaf aufforderten - was heute nicht alles als Kunst durchgeht...
Gerne hätte ich von einer anderen Abseits-des-Mainstreams-Kunstgallere berichtet, die von TimeOut London empfohlen wurde. Das Internetportal zeigte sich mal wieder wenig hilfreich, denn unter der angegebenen Adresse fand sich lediglich ein Wohnhaus, bei dem ich lieber nicht klingeln wollte. Also umsonst nach Lambeth North gefahren!
Gleich darauf zu meiner zweiten Heimat, Leicester Square und West End. Um meinen Macbeth-Frust zu heilen und mich emdgültig in den finanziellen Ruin zu treiben, buche ich jetzt alles, was bezahlbar ist :) Leider waren mir die Preise zu hoch, deshalb bin ich nach Aldwych gestiefelt und habe dem Theater persönlich eine 20-Pfund-Karte für
Top Hat aus den Rippen geleiert (das beste, was es am Leicester Square gab, war die Auskunft, es gäbe höchstens 25-Pfund-Tickets, für die müsse ich jedoch morgens auf der Matte stehen und könne nicht ins Voraus buchen) - Irving Berlin, ich komme! Nächste Woche Freitag erzähle ich dann von meinen Erfahrungen mit dem Ginger-Roberts & Fred-Astaire-Musical. Vielleicht kann ich ähnliche gute Deals für z.B.
War Horse bekommen, denn trotz der Werbung, die Karten seien ab 13.50 zu bekommen, kommt man am LS nicht unter 35 Pfund heran... pfft! Das kann ich besser.
Meinen Nachmittag in der Nähe des Theaters verbracht und endlich mal Somerset-House besucht. Wenn man mal von der historischen Bedeutung und dem furchtbar eifersüchtig machenden Umstand absieht, dass dem King's College ein Flügel dort gehört, ist es ein wunderschönes Gebäude mit kostenloser Foto-Gallerie. Die dort ausgestellten Natur- und Stadtfotografieren sind große Klasse, ich würde sie empfehlen!
Da der Tag noch jung aber das nahe gelegene Freimaurermuseum sehr geschlossen war und man im Cartoon Museum mein Geld wollte, habe ich mich einfach zum St. Paul's geschleppt und bin dort in die Linie 15 eingestiegen; die Busse fahren viele große Sehenswürdigkeiten ab. Mein Rückweg wurde von einem Zwischenstop in Stratford verlängert, wo ich mir direkt 10 Tafeln der "Sainsbury's basics" Schokolade geholt habe: Spottbillige 33p pro Stück und deutsche Schokoqualität!
bibliophelia am 30. März 13
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29|3|13 - "Jesus H. Christ!"
Oder: A Very Good Good Friday
Um 11 Uhr saß ich brav auf den Stufen am Trafalgar Square, um eine Stunde lang meinen sehr guten Platz für die Passionsspiele zu verteidigen, die um 12 Uhr anfingen (die Nachmittagsperformance wurde sogar live im Internet übertragen). Über 100 Schauspieler, echte Tiere (Tauben, Esel, Pferde...) und x tausend Zuschauer trafen bei Teilzeit-Sonnenschein zusammen, um Jesus Kreuzigung nachzustellen. Es war wirklich eine sehr glorreiche Erfahrung, die ich jedem anderen Touristen und Einwohner Londons wünschen würde: Schon eine Stunde vor der Aufführung marschierten römische Soldaten durch die Menge! Bei der Performance hingen am Ende drei halbnackte junge Männer in der englischen Kälte am Kreuz, ein Jünger landete im Brunnen und ein Passant (oder als solcher ,,ver"-kleidete Schauspieler) wurde in das Stück gezogen, um Jesu Kreuz zuende zu tragen - es wurde schon viel abverlangt, und viel geleistet. Der Hauptdarsteller spielt schon seit seiner Jugend, und stets nur Jesus. Im Sommer kann man ihn und hunderte andere auf dem Land in 5-stündigen Performances über Jesu gesamtes Leben sehen, und obwohl ich nicht nach Oberammergau reisen würde: Man, das würd ich mir ansehen! Der Jesus war großartig, extrem charismatisch und trotz seiner offensichtlich einzigartigen Rolle bescheiden. Nach der Aufführung blieb er einfach in der Menge, wo er umarmt, geküsst und fotografiert wurde, als sei er der Papst oder tatsächlich Gottes Sohn - und wenn es hier einen solchen gebe, ihm würde ich es abnehmen, denn er tat nichts davon aus der Lust an der Selbstdarstellung. Da ich einen guten Platz hatte, ging er direkt hinter mir her und ich sah eine ältere Frau, die ihm ihre Hand entgegenstreckte und die er im Vorbeigehen selbstverständlich drückte; das hat mich überraschend berührt. Die Leute waren wie verwandelt, so, als hätten sie vollkommen vergessen, dass es nur ein Theaterstück mit Kameras und Mikrofonen ist, sondern als wären sie Jesus über den Weg gelaufen, den sie mit dem Smartphone ablichten. Die Erfahrung war womöglich spiritueller als vieles, was mir in den Mauern einer Kirche bisher passiert ist und da ich schon lange nicht mehr in letzterer war, darf man mir das ruhig glauben. Es war einfach schön. Zum Schluss forderte uns der Bishop of Wenstminster dazu auf, mit ihm das Vater Unser zu beten (das ich natürlich auf Englisch nur halb konnte), und wir Tausende falteten die Hände, sprachen ihm nach und verabschiedeten uns von unseren Sitznachbarn. Bitte nacherleben!
Da der Tag noch lange nicht vorbei war, aber nicht alles geöffnet hat, zog es mich aus der Stadt heraus zum Crystal Palace Park. Der Palast ist schon lange nur noch Ruine und das Museum war geschlossen, doch es fand gerade eine Kirmes statt und der überwiegend naturbelassene Park war das richtige Domizil für einen Frühlingstag: Mauer- und Treppenüberreste, baumbewachsene Hügel, befahrbare Seen, Wasserfälle, ein Irrgarten und Dino-Statuen. Mit einem sehr süßen kleinen Jungen namens Dylan habe ich sicher 10 Minuten lang Fußball gespielt, weil sein ebenfalls sehr junger Bruder am Weinen war und nicht spielen wollte. Mein Tag wurde dann von einem Trip zu "meinem" Starbucks, wo man mir wieder mal freundlicherweise einen Kaffee schenkte, gekrönt; in der Tube hielt ein Fremder für mich die Tür auf... Vielleicht lag es ja an der Aufführung oder dem Datum, doch alle Menschen schienen mir heute besonders freundlich und zufrieden, ich war es jedenfalls.
... und morgen steh ich um 5 Uhr auf, um endlich James McAvoy sterben zu sehen. Das kann doch nicht unmöglich sein!
bibliophelia am 29. März 13
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28|3|13 - Mousetrapping
Auch, wenn man um 6 Uhr aus dem Bett springt, um 8 mit der Bahn kämpft und schon um 9 Uhr auf der Matte steht - man bekommt einfach keine Karte für Macbeth! Samstag will ich um 8 Uhr daseien - entweder, weils wirklich ein glorreich gutes Stück ist, oder seis auch nur drum, dass meine bisher investierten Stunden nicht verschwendet seien sollen... immerhin wars heute sonnig und nicht am Schneien, also deutlich erträglicher. Stattdessen hab ich mir erst mal Tickets für
Mamma Mia! und
Lion King gesichtert, vor allem letzteres sollte man Wochen im Voraus buchen, sonst ist die billigste Karte an die 50 Pfund stolz. Selbst in der billigsten Kategorie kostet sie noch 35 Pfund, sitze jedoch wenigstens mittig in der ersten Reihe des obersten Circles. Ha!
Szenenwechsel: Am Covent Garden habe ich mich für die große Ostereier-Jagd registriert und bin prompt durch die Arkaden und Shops gezogen, um die künstlerisch hinreißenden Rieseneier von meiner Liste zu streichen. Sehr hübsch, sehr bunt & Schokolade gabs gleich dazu! Außerdem unterstützt man einen guten Zweck ;) Bei dieser Gelegenheit habe ich auch gleich gelernt, wie man in Gebärdensprache Danke sagt, hat mich besonders gefreut. Vielleicht gewinne ich ja zu allem Überfluss noch den wundervollen Schoko-Hauptpreis...
Gleich nebenan liegt das Theatre Museum (nicht mehr), denn es ist jetzt ein Film-Museum; einen Teil der alten Ausstellung konnte ich bereits im V&A loben. Das Filmmuseum ist geräumig und nicht sehr voll, überall laufen entweder die ersten Filme der Geschichte oder Krimi-/Historien-/Liebesfilmausschnitte, die in London spielen. Auch über Camera Obscura, die ersten 3D-Erfindungen & Co. sowie eine nette Houdini-Ausstellung darf man sich freuen. Außerdem gibt es ein paar originale Requisiten aus den dargestellten Filmen, darunter den Thron aus "Elizabeth", einen Sherlock-Holmes-Hut oder etwa eine Zeitung und eine Schallplatte aus dem Film
Tatsächlich Liebe. Fan-Attraktion: Ein Setstuhl von Guy Ritchies
Sherlock Holmes! Ganz nett, aber kein Must See.
Noch weniger Must See war die Wellcome Collection, auch, wenn die ein super lustiges und nettes Völkchen an Mitarbeitern beschäftigen. Das Museum ist nicht das größte und beherbt momentan eine japanische Outsider-Art-Ausstellung, die mir persönlich weniger zusagte. Nett war jedoch, dass man Videos sehen konnte, in denen die Künstler dabei waren, die ausgestellten Kunstwerke herzustellen und zu kommentieren. Neben einer Bibliothek beherbergt das Museum außerdem noch
Medicine Now und
Medicine Man als Dauerausstellungen. Erstere kombiniert geistreiche Kunstinstallationen (Sockenpaare zur Veranschaulichung der Chromosomenpaare, muss man erst mal drauf kommen!) mit der Möglichkeit, einen biometrischen Pass anzulegen, sich einen echten Körperquerschnitt aus Heidelberg anzusehen oder eine Maschine beim Arbeiten zu beobachten, die am Genomprojekt teilgenommen und DNA-Sequenzen identifiziert hat. Die Ausstellung zu
Medicine Man ist am empfehlenswerten, denn der Gründer des Museums hat einiges an medizinischen Gerätschaften, Folterstühlen, spritiuellen Gegenständen und anderen Kuriositäten zusammengetragen, die sehenswert sind: Auch Schuhe von Florence Nightingale und eine Haarlocke von einem englischen König (leider vergessen, welcher!) sind zu sehen. "Fun Fact": Fiel man früher in die Themse, wurde einem zum Aufpäppeln maschinell warmer Rauch ins Rektum geblasen. Ein Hoch auf die moderne Medizin!
Man muss dem Museum lassen, dass es sehr gute und kostenlose Audio-Guides für die Ausstellung gab und man die Wissenschaftler, die sich mit den Objekten befassen, dort direkt ansprechen kann.
Den Abend habe ich dem am längsten laufenden Theaterstück der Welt gewidmet, Agatha Christies "The Mousetrap" - häufig auch als "Tourist Trap" gehandelt ;) Sogar die Queen hat es sich gesehen. Tatsächlich war es leider das am wenigsten herausragendste, das ich in London bisher gesehen habe (und das liegt nicht daran, dass nicht gesungen und getanzt wird). Man kann mich sicher als große Theaterliebhaberin beschreiben, auch, wenn ich mir in London die volle Musical-Dröhnung gebe und das klassische Theater etwas links liegen lasse. Da ich Agatha Christie liebe, "Die Mausefalle" schon gelesen habe (und glücklicherweise den Schuldigen vergaß) und es schon seinen Reiz hat, die 25.418 Vorstellung zu sehen, hatte ich mir doch mehr erhofft. Die Vorführung war farblos und hatte keine Höhepunkte. Es war ein sehr geschickt inszeniertes Stück, mit Einspielungen von Musik und Radionachrichten, die mir selbst nicht eingefallen wären, und mit so einem kleinen Ensemble Stunden zu füllen ist ebenfalls anstrengend. Dass dieses Stück aber schon 60 Jahre auf der Bühne lebt, unverändert, kann ich nicht ganz nachvollziehen, denn ich habe schon so viel besseres sehen dürfen. Ich habe etwas den Eindruck, es spielt nur, um den eigenen Rekord zu brechen (würde man alle Vorstellungen hintereinander schalten, liefe es für etliche Jahre!). Die Story rund um die Frage "Wer ist der Mörder" ist schon im Original sehr gut und das Bühnenbild sehr aufwendig, ein komplett nachgebauter Raum mit Kamin, sich öffenden Fenstern und künstlichem Wetter sowie angrenzenden richtigen Räumen. Aber in den letzten 6 Jahrzehnten hätte man ruhig mal etwas aufpolieren dürfen, denn es wirkte etwas verstaubt auf mich. Ich halte die Schauspieler allesamt für talentiert, doch der Regisseur hätte eine subtilere Vorstellung anstreben können. Insgesamt lohnt es sich im Vergleich zu den vielen West End-Shows und Theaterstücken in ganz London eher nicht. Oh, ich darf natürlich nicht spoilern ;) das wird den Zuschauern am Ende aufgetragen!
bibliophelia am 28. März 13
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27|3|13 - No "Good" in "Goodbye"
Heute war es vergleichsweise frühlingshaft, daher habe ich meinen Lunch außerhalb des Büros am Tower Hill genossen, der von den Touristen natürlich überflutet wurde und herrlich nach Fish & Chips duftete. Da man sich die in Central London aber nicht leisten sollte (eine 2,5 h Busfahrt Busfahrt nach Cambridge und manche Theatertickets sind hier günster als eine Portion F&Cs!), hat es mich sehr unromantisch nach Subway verschlagen. Dennoch mit der Aussicht auf den royalen Bau sehr nett. Mal ein paar Bilder aus sowohl Mittagspause als auch Heimweg:
Leider musste ich von der ersten Mitarbeiterin Abschied nehmen, denn dies ist ihre letzte Woche und morgen arbeite ich nicht :( wirklich schade, dass sie geht, denn ich habe mich ausgezeichnet mit ihr verstanden: Ob unsere Liebe zu Süßigkeiten,
Downton Abbey oder unsere fröhliche Rezeptionistin, sie hat mir so ziemlich in allem zugestimmt. Gut, dass wir über Mail in Kontakt bleiben wollen ;) aber trotzdem schade, vor allem an einem so schönen Tag.
Gerade ein Ticket für die Fahrt nach Stratford-Upon-Avon nächste Woche gebucht. Ich glaube, das winzige Städtchen ist schon recht hübsch, aber bei den unverschämten Preisen muss ich sogar als Shakespeare-Anbeterin jedem Nicht-Fan davon abraten, sich finanziell zu verausgaben. Ca. 20 Pfund für den Einlass in mehrere der Stadtgebäude, die mit William zu tun haben - und das auch nur, wenn man vorab bucht und Student ist! Da ich bereits vorgewant wurde, SuA sei alles in allem wenig spektakulär und ich wirklich als Hard-Core-Fan unterwegs sein werde, gönn ich mir den Spaß mal und schaue dann, ob ich as auch an Euch empfehlen würde.
bibliophelia am 28. März 13
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26|3|13 - Once in a Lifetime
Euer Neid ist herzlichst willkommen, heute habe ich wirklich etwas einmaliges erlebt!
Zunächst einmal ein nettes Interview mit der Redakteurin geführt, die das Freiwilligen-Magazin betreut. Werde einen eigenen Artikel für das Magazin verfassen und mit ihrer Hilfe überarbeiten, der wird dann im Juni national erscheinen. Sehr cool! Hier sind wirklich alle total positiv und "supportive", wenn es um mich geht, es ist wie das Ende des Regenbogens. Da ich für meinen Ausflug nach Westminster heute Jeans gegen Bleistiftrock und Stiefel gegen Pumps getauscht hatte, hagelte es außerdem Komplimente. Es ist unwahrscheinlich einfach, hier gemocht zu werden, wie mir scheint XD Ihr müsst auch herkommen, Ihr werdet mit Herzlichkeit überschüttet!
Natürlich war das Highlight die Konferenz der British Psychological Society, an der ich teilnehmen durfte. Sie fand nicht irgendwo statt, nein: Ich fand mich im wunderschönen, architektonisch atemberaubenden und exklusiven Portcullis House wieder - Teil der Parlamentsgebäude und im Besitz des House of Commons!!! [Leider habe ich kein Foto gemacht, schleicht Euch BITTE eben zu Google, es ist sehenswert!] Liegt auch direkt neben Big Ben und an der Themse, die meisten Leute dort sind Mitglieder des Parlaments. Nach dem Sicherheitscheck erwartet einen dann ein überdachter hoher Innenhof mit echten Bäumen und Wasserspielen, wir weilten jedoch in einem der Seminarräume im ersten Stock. Insgesamt waren vielleicht nur 30 bis 40 Leute anwesend, ich war deutlich die Jüngste und trug mein Namensschild mit besonderem Stolz, als ich mich am Tisch meiner Organisation niederließ. Natürlich -natürlich gab es Kaffee & Co., den man sich aber nicht selbst einschenken musste, das erledigte ein Kellner auf Wunsch hin. Das Gebäude ist dermaßen posh, auf deren Prozellanmilchkännchen steht sogar GEDRUCKT, ob z.B. "semi-skimmed milk" drin ist. Die Wasserflaschen tragen das Wappen des Hauses und werden exklusiv für die Commons hergestellt. Und daneben wurden Obstplatten und verführerische Cookie-Variationen, Cupcakes, Kuchen und Eclairs gereicht. Jackpot! England, Land der großen Küche - wer hätte das gedacht?
Die Konferenz war sehr interessant und danach konnte ich mich mit vielen Experten austauschen, die sich echt dafür begeistern konnten, was ich als Deutsche hier in der Forschung so mache. Nett, wenn einem ein paar Toppsychologen und Mitglieder der British Psychological Society ihre Visitenkarten reichen, als wäre ihr innigster Wunsch, dass ich sie zukünftig kontaktiere. Mein Chef war auch sehr beeindruckt ("you're doing well for yourself, Julia!") und ich wurde sogar eingeladen, an der nächsten Europa-Konferenz teilzunehmen, wenn sie denn eine auf die Beine stellen :D Selten so verwöhnt und vom Glück geküsst gefühlt wie heute. Sogar ein paar Baroninnen/Baronessen standen auf der Gästeliste. Im Nebenraum konnte man über einem Lautsprecher (Parlaments?-)Debatten lauschen und nach der Konferenz bin ich mit meinem Chef noch über die Gallerie des Hauses geschlendert und habe mir die dortige Kunst (z.B. Margaret-Thatcher-Portaits) angeschaut.
Sorry, ich weiß, jeder Tag hier ist eine Lobeshymne auf die englische Nation, derer Ihr schon lange überdrüssig sein müsstet, aber heute haben sie einfach den Vogel abgeschossen und mich für immer gewonnen.
bibliophelia am 26. März 13
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