Auf zu neuen Abenteuern
Ich lebe noch! Ich hab in der Zwischenzeit meinen ersten Abschluss gemacht und befinde mich auf dem Sprung in die USA, wo ich die Cornell University in Ithaca, New York, besuchen werde. Wer Interesse an meinen Reiseabenteuern, dem Studium an einer Privatuni, meinen Eindrücke aus den USA und dem Leben auf einem anderen Kontinent hat, ist freundlichst aufgefordert, meinem neuen Blog zu folgen:
ithaca: an odyssey.
So long,
Julia
bibliophelia am 20. Juli 15
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18|4|13 - London, will you miss me?
Mein Gott, mein letzter Abend in London! Ich wusste ja, dass der Tag kommen konnte, aber dass ich dann irgendwann sentimental meine Chipkarte abgeben muss und die Bürotür sich das letzte Mal hinter mir schließt, kam mir immer surreal vor. Es war ein sehr trauriger Tag, an dem ich allen meinen Kollegen und Freunden Goodbye sagen musste - beim letzten German Lunch bzw. bei Kuchen und himmlischen Zitronen-Cupcakes im Büro. Unsere wundervolle Rezeptionistin und viele Andere im Gebäude haben mich gedrückt und mir ihre privaten Kontaktdaten gegeben, sie hat sogar meinen Chef gebeten, mich doch bitte zum Bleiben zu überreden! (Seine Antwort: "Wir habens ja versucht und sie unendlich mit Süßem bestochen, aber sie will nun mal ihren Abschluss machen!") Man hat sich hier über meinen Kopf hinweg dafür entschieden, dass ich sie alle besuchen werde, per Mail in Kontakt bleibe und nach meinem Abschluss dort für immer arbeite. Joa... damit könnte ich auch leben! Mein tolles Team hat mir eine große England-Karte vom English Heritage besorgt und mir darin nur das Beste gewünscht; meine Lieblingskollegin hat außerdem eine Karte aus Portugal für meine Pinnwand mitgebracht und mir auf Deutsch nochmal für meine Arbeit gedankt. Also wenig verwunderlich, dass ich mit, ähm, naja, Tränen nochmal über die Tower Bridge gewandelt bin - das müssen wir ja keinem erzählen!
Ich möchte Allen danken, die in den letzten Monaten diesen Blog verfolgt oder mich per Skype, Mail und Facebook begleitet haben! Mit über 7000 Fotos, Reisen nach Oxford, Cambridge und Stratford, ein Dutzend Shows und sicherlich über 50 Museen war meine Reise das unglaublichste Erlebnis meines Lebens - ich habe sicher alles gesehen, was in 2 Monaten menschenmöglich ist. Mir hat es viel bedeutet, wie viel Ihr mich unterstützt oder Euch für meine Abenteuer interessiert habt: ich habe barfuß Hindu-Tempel besichtigt, an der Speaker's Corner politischen Reden gelauscht, Harry Potter und Sherlock Holmes hautnah erlebt, Filmstars schauspielern und Jesus sterben sehen und im Parlament einer Konferenz beigewohnt. Ich habe die tollsten Kollegen der Welt gehabt, ein Interview gegeben, Forschungsprojekte im Wert mehrerer hundert tausend Pfund betreut und Freunde in vielen Ländern der Welt gemacht. Demnächst werde ich sicher noch ein Nachwort formulieren bzw. meinen Demenz-Blog hier bewerben, aber ansonsten endet mein "Projekt London" hier und heute.
Ich habe mein möglichstes getan, um London "mein" zu machen, hoffentlich mit Erfolg - was ich mit Bestimmtheit weiß, ist, dass ich immer London gehören werde. Schön, dass wir das teilen konnten! Ich werde garantiert eines Tages zurückkehren und noch weiter abseits der Touristenwege wandeln.
So long!
- Julia
bibliophelia am 18. April 13
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17|4|13 - The Lion King
Can you feel the love tonight? Ich schon, obwohl mein letzter Londoner "Curtain Call" - meine Liaison mit dem West End - heute erst mal ihr Ende findet. Ich tröste mich über meine Sentimentalität mit dem super Platz hinweg, den ich erwischt habe, und von dem aus ich die Darsteller sehen kann, die durch das Publikum streifen.
Freunde und Kollegen hatten mich bereits vorgewarnt, dass der Lion King in ihren Augen das beste Musical sei und man die Eingangssequenz (Circle of Life) mit ihren Giraffen, Vögeln, Löwen, Zebras & Co. kaum überbieten könnte. Aber als sie dann den Elefanten aus der Kostümkiste holten, konnte ich auch nur noch denken "Oh Gott". Das Theater ist riesig und wunderschön - vielleicht liegt es ja nur an der tollen Akustik, aber niemals habe ich ein Publikum so donnernd applaudieren und pfeifen hören, und zuwar nach jedem Song! Gesangstechnisch ist der erste Akt nicht herausragend, aber das wird im zweiten locker wettgemacht und alle freuen sich über ihre Lieblingshits (Hakuna Matata und The Lion Sleeps Tonight). Mir tun nur die großartigen Kinderdarsteller unendlich leid, die nicht mit zum Verbeugen dürfen und um die Uhrzeit vielleicht schon im Bettchen schlummern müssen. Ich gestehe ganz schamlos: Visuell werdet ihr in London kaum mehr auf einer Bühne geboten bekommen. Ich rede nicht mal von den Tierkostümen und -puppen, afrikanischen Kleidern und den lebenden Pflanzen, dem großartigen Farb- und Schattenspiel. Allein die komplexe Bühne ist schon ein Kunstwerk: Sie lässt sich öffnen, heben, senken, drehen, Stufen und Löcher erscheinen lassen oder kippen und besitzt schließlich auch noch Rillen, durch die Objekte gezogen werden können. Unvergessen wird mir immer das große Löwengesicht bleiben, aber auch so winzige Details wie tanzende Glühwürmchen und der Umstand, dass Haare und Make-Up nach dem Urlaub eines Schauspielers an seinen neuen Hautton angepasst werden. Großartige Requisiten und clever gemachte Szenen, in denen Wasserfälle, Stürze von Klippen und Büffelherden zum Leben erweckt werden. Timon & Pumba bringen das Publikum stets zum Lachen, mein Favorit des Musicals bleibt aber der IKEA-Witz über den Afrika-Vorhang :D Auch der Tanz ist majestätisch, mit Ballettelementen, die afrikanisch und animalisch interpretiert wurden, sodass Kampf- und Partnerszenen sehr anmutig ausfallen. Man weiß wirklich nicht, wohin man sehen soll, wenn sich die Bühne verändert, gesungen wird, auf der Bühne, im Publikum und den Balkonen Schauspieler ihre Puppen führen... wirklich klasse, für jedes Alter, Filmliebhaber und Neulinge! Trotzdem finde ich die 35 Pfund Mindestpreis immer noch verflucht teuer im Vergleich zu anderen Musicals und bleibe bei meiner Meinung, dass Top Hat und Singin' in the Rain meinem eigenem Geschmack am meisten zugesagt haben.
bibliophelia am 18. April 13
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16|4|13 - Harry, Hogwarts & pure Happiness
it seems they were all cheated of some marvelous experience
which is not going to go wasted on me which is why I am telling you about it
Embrace your inner nerd! Das wird ganz herzlich unterstützt in den Leavesden Studios, wo ich mir heute 8 Stunden lang die Warner-Brother-Studio-Tour gegönnt habe. Überall läuft Filmmusik, die Angestellten dekorieren ihre Schlüsselbänder mit HP-Buttons und es war dann doch überraschend einfach, dorthinzufahren und zu -finden. Warnung! Kann Spuren überschwänglincher Glückseligkeit enthalten! Schon Nicht-Fans sind bei der Tour ziemlich begeistert und für einen Fan der ersten Stunden wie mich bleibt nur ein... WOW.
Der Schrank unter der Treppe, der Gryffindor Gemeinschaftsraum, das Ministerium, Hagrids Hütte, Snapes Klassenzimmer, Dumbledores Büro usw. ... schon verrückt, mitten in den Kulissen zu stehen, und auch alle anderen Erwachsenen sind am Kichern und Fotosmachen wie verrückt. Wenn schon, denn schon, dachte ich mir und schmiss mich in Bluse, Blazer und Fast-Faltenrock, womit ich in bester Gesellschaft war, denn natürlich gab es ein paar Hardcore-Fans, die mit Roben, eigenem Zauberstob etc. anreisten. Ich habe eine Flugsimulation mitgemacht und professionellen Duellierunterricht erhalten und dabei gegrinst wie ein Frischverliebter - übrigens, ich bin super im Zaubern. Auch Butterbier habe ich probiert, und zwar das offizielle, das man in der Welt nur an 2 bis 3 Orten kaufen kann (ich weiß auch, wieso. Es ist einfach widerlich, je mehr ich trank, desto weniger gefiel es mir!). Worte werden dem nicht gerecht, wenn man den Fahrenden Ritter besteigt, den Ford Anglia fährt oder bei den Dursleys an die Haustür klopft - es erscheint letztendlich zu surreal, dass das alles tatsächlich existiert und einfach nebeneinander aufgebaut wurde! Schade, dass ich auf dem Blog die heutigen 600 Bilder (!) nicht einfach für sich sprechen lassen kann. Alles ist handgemacht und aufwendig dekoriert, egal, wie nichtig das Detail ist oder ob etwas letztendlich im Film landet oder nicht. Nicht nur riesengroße Bühnenbilder wurden extra für die Filme geschaffen, manche Technologien mussten eigens für HP ersonnen und umgesetzt werden. Echt schön, wie die Tour besonders auf die Arbeit der Teams hinweist, die dank der Schauspieler oft eher untergehen und es gibt einen Raum mit tausenden Zauberstabkisten: Jede Kiste ist einem Menschen gewidmet, der irgendwie Teil an der Produktion hatte! Um eine einzige Szene zu drehen, muss das Team manche Sets ganze drei Monate lang umbauen... wenn das mal nicht verrückt ist! Auch der riesige Shop (immer direkt mit echten Requisiten geschmückt) und vor allem das Kostümdepartment sind echte Highlights. Ich empfehle dringend die Nutzung eines sehr informaven Digital Guide, moderiert von Tom Felton (Draco) - auch, wenn man dann mit den von den Angestellten angepeilten 3 Stunden niemals hinkommen kann.
Einer der schönsten Momente, die ich jemals hatte (nicht nur heute), findet sich direkt am Anfang des Erlebnisses. Man sitzt in einer großen Gruppe im Kinosaal und schaut einen Zusammenschnitt der Filme - bevorzugt in der Mitte der ersten Reihe, wie moi. Unerwartet fährt die Kinoleinwand nach oben und nur wenige Meter von mir entfernt: Die Eingangstür zur großen Halle. Es war für alle unerwartet, man konnte die vielen "OMGs" hören und es war fast ein kleiner Schock. Direkt dahinter folgt die Große Halle, und man ist sprichtwörtlich (-pun fully intended-) verzaubert. Nicht minder genial ist die Winkelgasse, die ich sicher fünfmal abgegangen bin, einfach, weil meine Kinnlade ununterbrochen über den Boden schleifte angesichts der Details und des Umstandes, sie endlich mal zu sehen. Aber: das ist immer noch nicht das allerbeste!!! Nein, das Beste folgt - wie könnte es anders sein? - natürlich zum Schluss. Und da reißt jeder Besucher respektvoll die Augen und Münder auf: das Hogwarts-Modell.
So groß und weit wie ein Einfamilienhaus, dass dieses Modell auch zum Drehen mancher Szenen benutzt wird, kann man nicht anders, als sich selbst in den Arm zu zwicken: Ja, es ist Wirklichkeit, auch, wenn die schiere Größe und Detailverliebtheit den Verstand jedes Laiens übersteigt. Es wird abwechselnd hell und dunkel beleuchtet, nachts glühen hunderte winziger Lampen in den Fenstern des Modells. Man will es einfach nur stundenlang betrachten. Nur bedauerlich, dass alles im Shop so unglaublich teuer ist, häufig noch VIEL teurer als schon der kostspielige Eintritt :( ich kann nur sagen: Wenn Ihr Überfan seid, geht hin. Wenn Ihr die Filme gesehen habt, geht hin. Wenn Ihr kein Herz und keine Kindheit hattet, geht hin und holt das nach ;)
bibliophelia am 17. April 13
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15|4|13 - Farewell Drinks & Fancy Food
Ihr wollt sicher nichts hören von Teammeetings & Co., deshalb gleich zum Dessert: Meine ,,Abschiedsparty" mit meinen Kollegen heut Abend. Über die Tower Bridge und vorbei am Rathaus zum
George Inn. Der Pub gehört zum National Trust und serviert Getränke auch aus einem Fenster heraus! Nebenan wird Musik gespielt und über dem Pub gibt es mehrere Ballustraden, die zu buchbaren Zimmern führen. Alles sehr schick und direkt neben
The Shard. Es wurde also stilvoll gefeiert. (Das andere Bild zeigt meine Straße).
Es muss wohl nicht erwähnt werden, dass ich den ganzen Abend eingeladen wurde und meiner Lieblingskollegin Geld aufzwingen musste, als wir uns das Essen teilten. Ich habe das Gefühl, in London kann man nur Menschen treffen, die sich eher ein Bein brechen würden, als mich zahlen zu lassen (erst gestern wurde ich in
Die Zauberflöte eingeladen, doch ich musste aus Zeitgründen ablehnen)! Jedenfalls haben wir herrlichen gebackenen Camenbert mit Preiselbeeren und getoastetem Brot geschlemmt, das ganze mit Zuckerherzchen gekrönt und dabei mit Wein angestoßen. Kurz wurde überlegt, ob wir noch zum Karaoke nebenan gehen sollten, doch da meine Kollegen morgen arbeiten müssen und ich nicht, waren wir vernünftig und sind heimgegangen. Mein Boss wohnt nicht weit entfernt von mir, deshalb konnten wir uns noch in der Tube unterhalten. Bessere Menschen muss man erst noch erfinden!
bibliophelia am 16. April 13
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14|4|13 - The Revenge of Sherlock Holmes
Einen fast schon sommerlichen Tag (und ich meine Jacke aus, Ärmel hochkrempeln und trotzdem schwitzen!), an dem alle Briten mit Kleidern, Shorts und Sonnenbrillen auf den Straßen flanieren, beginnt man am besten in kühlen dunklen Räumen. Wie Westminster Abbey ;) Dort habe ich mir eine gesungene Morgenmesse angesehen, wirklich sehr hübsch und irgendwie cool, dass die Predigt auf
Doktor Schiwago basierte. In der Kirche habe ich mich würdevoll zurückgehalten mit dem Fotos machen - wir alle haben so getan, als wären wir nicht beeindruckt von dem unglaublichen Kirchenbau - aber am Innenhof ging das große Knipsen dann los.
Über die Brücke zum National Theatre, wo heute eigentlich eine kostenlose Ausstellung sein sollte. Das Theater war jedoch geschlossen, also bin ich zum
Sloane Square gefahren: Die Sorte Nachbarschaft, die einfach zu teuer ist zum Leben, aber zu schön, um nicht hinzugehen. Hier liegen auch Cheney Walk & Co. Auf der King's Road befinden sich gegenüber
Proud Chelsea und
Habitat. Erstere ist eine kultige Fotogallerie mit Schwarz-Weiß-Bildern des Londons aus den 60ern. Auf der anderen Straßenseite kann man dagegen afrikanische Flechtkunst und -möbel bestaunen.
Ebenso bezaubernd ist Hampstead - die aufsteigenden Straßen, Cafés, Crêpesstände und Flohmärkte hatten heute einen Pariser Flair an sich, den man in London nicht vermuten würde. Das wunderschöne
Burgh House nebst permanenter Ausstellung (Hampstead-Geschichte), temporärer Gallerie (Blumenzeichnungen) und Gartencafé ist zwar klein, aber ganz nett. Wer stilvoll einen Sommertag verbringen will, warum nicht dort?
Vor meinem Abendprogramm wollte ich am Trafalgar Square an einem Foto-Flashmob um 15 Uhr teilnehmen. Ich war dar und blieb noch 20 Minuten. Der Flashmob bliebt aus bzw. war so subtil, mir ist er entgangen. Schade! Also ohne Flashmob nach Hoxton, wo ich mir
The Revenge of Sherlock Holmes angesehen haben, für den Under-25s-Preis von 14 Pfund. Mittig in der ersten Reihe des kleinen "Fringe Theatre", nur einen Meter von dem tollen Cast entfernt: Von Cats, Phantom der Oper, Mamma Mia, Wicked & Co. haben sich Schauspieler eingefunden, um ein witziges und cleveres Stück zu inszenieren, das "viktorianischer ist als selbst Prince Albert es aushalten könnte". Geschrieben von niemand anderem als Leslie Bricusse (Scrooge, Jeckyll & Hyde etc. und Songs für James Bond, Kevin allein zuhause, Harry Potter I...) Den Sherlock-Darsteller habe ich erst kürzlich in
Kiss Me, Kate gesehen und ich habe das interaktive Musical in dem winzigen Theater unglaublich genossen: Viele Songs glichen einer Liebeshymne an London (trotz Tee, Steuern, Wetter & Co. ^^), es gab tolle Kostüme und heftige Tanzeinlagen. Publikumsliebling Mrs Hudson spaßte schon vor der Show mit dem Publikum inklusive mir - besonders als Sherlock-Fan kommt man sehr auf seine Kosten.
Und jetzt entschuldigt mich, ein Mitbewohner hat italienische Pasta zu teilen ... :)
bibliophelia am 15. April 13
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13|4|13 - 3D + Opera = Epic ?!
#1: Greenwich, again. Ich musste ja noch Geburtstagsgeschenke für mich selbst kaufen ;) und habe diese Mission endlich erfolgreich abgeschlossen. Am liebsten wäre ich mit einem Clipper auf der Themse zurückgefahren, doch es stellte sich heraus, dass ich den mit meiner Monatskarte nicht benutzen kann. Schade! Neulich habe ich den Fluss schon zu Fuß unterquert, doch eine Bootsfahrt habe ich nicht unternommen.
#2: South London, genauer gesagt Oval (gibts hier Sportfans?) und Brixton. In Oval nach einiger Sucherei und Busfahrt die
South London Gallery besucht. Die ist bis auf ein Exponat nicht sehenswert (außer, man möchte einem Goldfisch beim Schwimmen zusehen oder einen Film verfolgen, bei dem ein ganzkörperbemalter nackter Mann uriniert - kein Witz!!!). Dafür war die Ausstellung in der Hauptgallerie genial: Durch den großen Raum waren hunderte Pfäden systematisch aufgespinnt worden, um an den Wänden Wörter zu bilden... unglaubliche Maßarbeit! In der Nähe von Brixton liegt das schöne Dulwich Village mit der Dulwich Picture Gallery, Englands erster öffentlicher Kunstgallerie. In dem Gebäude von John Soane finden sich Gemälde von Rubens, Van Dyck & Co., die man als Student sogar gratis bestaunen darf - ansonsten sowie auch für die Sonderausstellungen muss man ca. 6 Pfund bezahlen.
#3: Harrods. Irgendwie habe ich es in den letzten 2 Monaten nicht hingeschafft, und dabei möchte man doch so gerne sehen, was man sich nicht leisten kann! Allein für die tollen Räume, die Ägyptischen Rolltreppen und die Hammer-Schaufenster-Deko lohnt es sich schon. Schwer zu sagen, wer den Kampf gewinnen würde, Harrods oder Selfridges ;) Momentan dominiert Dior jeden freien Flecken, und es ist schon nett, wie man die Kronjuwelen mit Parfum-Flaschen nachgebaut hat, Handtaschen auf Briefkästend rapiert werden und Busse mit High Heels drauf um das Parlament fahren...
#4: St. Paul's. Was für ein Highlight! Ich habe mich für den
Evensong entschieden, bei dem fast alles vom Chor gesungen wird, und dafür konnte ich umsonst vorher und nachher durch die tolle Kirche spazieren (ehrlich gesagt ist sie wunderschön, doch den heftigen Eintrittspreis lohnt sie nicht, wenn man auch umsonst reinhuschen kann, ehe die Gebete beginnen). Ich habe im Chorgestühl direkt am Geschehen gesesessen und fand es sehr besinnlich. Man bekommt auch einen Zettel mit Ablauf und Inhalt der Andacht, sodass man weiß, was man sagen oder wann man aufstehen muss. Kann ich jedem nur empfehlen. Danach noch direkt zum Central Court of Justice um die Ecke spaziert, doch es gab leider nicht wirklich was zu sehen.
#5: Leicester Square, mein zweites Zuhause. Mir ist nämlich heute der Verschluss am Schulterriemen meiner Tasche kaputt gegangen und ich wollte sehen, ob ich wohl in dem Laden einen neuen kaufen kann. Ha! Kaufen? Iwo, auch ohne Rezept haben sie mir den Riemen anstandslos ersetzt. Ich war absolut happy, aber nur, bis der Riemen auf dem Nachhauseweg unter dem selben Problem litt. Meine Tasche ist nicht bermäßig schwer, ich denke nur, ich habe das schwächste Glied der Produktion gefunden ... mal sehen, ob ich das in Deutschland reparieren lassen kann.
#6: Das Abendprogramm war etwas ganz kurioses: Meine erste Oper, aufgeführt von der English National Opera im hippen Barbican (wo die "echten" Londoner hingehen, nicht wie das von mir verehrte touristische West End).
Sunken Garden hatte gestern Abend Weltpremiere und ist eine moderne englischsprachige Fantasy-Oper von Komponist Michel von der Aa sowie David Mitchell, der auch
Cloud Atlas verfasste. Was kann ich sagen? Ich bleibe wohl hauptsächlich bei Theater und Musical, denn der Gesang hat bei mir am wenigsten Eindruck hinterlassen (bzw. ich musste mich lange daran gewöhnen, dass eine alltägliche Konversation gesungen wird und verstand bei den hohen Frauennoten nur die Hälfte), er hatte keine großen Highlights. Vielleicht sollte ich auch mal eine klassische Oper zum Vergleich anschauen ;) Vom Gesang ganz unabhängig war es eine unglaubliche Produktion, die 2D und 3D-Film enthielt und mit nur drei Live-Sängern (sowie zwei Filmsängern) auskommt, die gemeinsam duettieren - ohne zusammen auf der Bühne zu stehen. Plot: Ein Filmkünstler untersucht in seinem neuesten Projekt das Verschwinden eines Mannes und einer Frau - dabei wird er in die dunklen Machenschaften eines Seelen-Vampirs verwickelt, der eine Art Neben- oder virtueller Welt mithilfe menschlicher Energie geschaffen hat: Den tropischen Sunken Garden, in dem die Menschen frei von ihren Geheimnissen und Sorgen sind - jedoch auch nicht mehr wirklich leben. Im Laufe der Produktion stellen sich große psychologische und philosophische Fragen: Was würde man selbst wählen, die falsche oder die echte Realität? Wie kann ein Mensch mit dem Tod umgehen? Was ist echt und was ist nur Illusion? Wirklich exzellent gemacht und umgesetzt, außerdem waren die Dialoge teilweise so schön, ich würde sie gern zitieren können. Die Musik und die Soundeffekte waren umwerfend, so hört man im Hintergrund häufig das Klicken einer Kamera, wenn der Filmkünstler zu sehen ist etc. Sehr schade, dass die Show erst mal nur zwei Wochen in London läuft, denn sie hat einen irren Einblick in die menschliche Psyche geliefert und ist damit schlichtweg menschlich: Eine Mischung aus Inception, Fantasy-Roman, Sofies Welt und Fernseh-Thriller.
bibliophelia am 14. April 13
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11|4|13 - "I am in awe"-ford
Ach, Londoner muss man lieben. Ein netter Busfahrer hat mich einen Bus 30 Minuten früher nehmen lassen und mir die erste Reihe im Obergeschoss empfohlen, damit ich auf der Fahrt nach Oxford die Landschaft genießen kann. Das ist Service.
Zunächst über einen prima Straßenmarkt gestolpert, der im Gegensatz zu deutschen Flohmärkten tolle Sachen für Winzpreise verscherbelte. Gerade bei den Büchern und (teilweise aktuelleren!) DVDs für einen Pfund musste ich mich zurückhalten, wurde aber bei all dem Schmuck schwach :D hier könnt ich mich komplett eindecken und würde trotzdem kein Vermögen ausgeben. Direkt um die Ecke zum War Memorial und dem
Ashmolean, das Kunst in allen Zeiten und Kulturen präsentiert und mit seiner Gemäldesammlung (darunter die Präraffaeliten) meinen Geschmack zu 100% getroffen hat. In nicht allzu weiter Ferne findet sich auch das
Science Museum - das Highlight sicherlich eine Gleichung, die Einstein in Oxford mal zu Tafel gebracht hat. Wenn Ihr jemals dort sein solltet: Manfred ist der tollste Angestellte, den sich das Museum wünschen kann - der genau das richtige empfiehlt, und zwar auch in anderen Museen, die einen interessieren könnten! Außerdem versteht er es, aus jedem Exponat ein Rätsel zu machen und am Ende hat er mir die Hand geschüttelt. Super Typ.
Nur einen Steinwurf entfernt stolpert man über das schöne Sheldonian Theatre, die weltberühmte Bodleian Library (mal reingeblinzelt, sehr schmuck!) und natürlich, DIE Oxford Must-Sees schlechthin: Bridge of Sighs und Radcliffe Camera. Ich dachte, ich sterbe vor Glück; Radcliffe Square wird nicht umsonst manchmal als schönster Platz Europas gewürdigt. Die nahe High Street führt zum Botanischen Garten, den ich mir nur von außen angesehen habe, und weist ein paar der ältesten und ehrwürdigsten Colleges der Welt (darunter University College Oxford) auf und auch die Kirche, in der Oxfam gegründet wurde. Das
City Council zeigt ein paar Highlights der Stadt, natürlich auch alles, was mit
Alice in Wonderland zu tun hat. Potteraner aufgepasst: Christ Church habe ich mir kostenorientiert nicht angesehen, aber den Drehort von außen für seine Schönheit angeschmachtet. Mich entschädigt nur das Wissen um meine baldige Warner-Bros-Studio-Tour für dieses Versäumnis. Man könnte einen Kalender nur mit diesem einem Motiv gestalten (hat man sicherlich auch schon).
Hier liegen auch die Bates Collection (Musikinstrumente), das Modern Art Museum (praktisch leer) und das Story Museum (leider noch geschlossen). Mich trieb es zu University Press Oxford, wo u.a. das berühmte Wörterbuch entsteht. Da ich keinen Termin machen konnte, konnte ich leider nicht ins Museum, aber auch so war es nett, mal hingegangen zu sein. Leider ist auch das
University Museum of Natural History zwecks Umbauarbeiten nur sehr mäßig begehbar, doch dafür wird man von der angrenzenden Pitts River Ausstellung umgehauen: In einer riesigen Halle finden sich auf engsten Raum unheimlich viele Exponate, welche die Kulturgeschichte scheinbar aller bekannten Ethnien dokumentiert. Irre.
Da ich all das und einen Abstecher zum
Oxford Castle bis fünf gemeistert hatte und danach nichts mehr aufhatte, bin ich noch durch University Parks gelaufen und habe mich danach kräftig verirrt. Meine Verplantheit passte gut zum kurzen aber eindrucksvollen Wolkenbruch ;) noch etwas verliebt und neidisch durch die Colleges spaziert und auf meinem Rückweg das Inn gesucht, wo Shakespeare ein- und ausging. Kurzum: Oxford ist herrlich, größer und städtischer als Cambridge. Zwar hat Cambridge die schönere, kompaktere Innenstadt und liegt malerischer am Fluss, doch Oxford hat so viele Wow-Momente und ein Leben abseits der Uni, es schlägt Cambridge mit seinen Winz-Museen um Längen. Jetzt muss ich nur überlegen, ob es ausreicht, eine Niere zu verkaufen, um die Profs zu bestechen und die hiesigen Studiengebühren zu begleichen... vermutlich nicht. Verdammt. Ich würds sofort tun XD. Ehrlich, ich kann mir keinen perfekteren Studienort vorstellen. Das Problem ist, Oxford und der Rest der Welt sehen es zu Recht auch so ... Nach meinem Tag hier muss ich erst mal alle
Inspector Lewis-Folgen gucken, um meine Sehnsucht zu befriedigen.
bibliophelia am 12. April 13
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10|4|13 - In line for "Chorus Line"
Mein letzter unverplanter Tag in London neben dem Wochenende, daher heute rund um Holborn und Temple die "Inns of Courts" besucht, denn diese (und die dazugehörigen Kapellen) sind nur an Wochentagen geöffnet. Der Besuch lohnt sich garantiert, besonders das Lincoln's Inn verdient für Gebäude und malerische Gartenanlage nebst Rosen und Brunnen das Prädikat "sehr schön". Im Vergleich dazu schnitt Gray's Inn nur mittelmäßig ab, und leider war der Zutritt zum Mittle und Inner Temple beschränkt. Definitiv etwas für Potter-Fans oder Liebhaber von Unistädten, denn so ein alter Gebäudekomplex könnte locker eine hochkarätige (Zauber-)Schule beherbergen. Direkt nebenan liegt ja auch das Freemasonry Museum, das heute endlich mal geöffnet hatte. Gebäude: Wow-Effekt, man kommt sich wie ein Logenanhänger vor, wenn man diese geheimnisvollen Marmorgänge durchstreift. Das Museum ist sehr klein, aber es gibt kostenlose Touren und ich durfte mir ein Buch mit wunderschönen Malereien allein ansehen, als ich darum bat.
Leider gibts in der Brunei Gallery erst ab nächster Woche wieder etwas zu sehen (zu spät für mich). Daher ging es zu King's Cross (bzw. Euston), wo ich eine absolut geniale Installation kanadischer Künstler in der Krypta der dortigen Kirche bestaunen konnte. Klein, aber oho! Einer der Künstler führte mich in der stockdunklen
The Crypt herum, wo "White Noise" aus der Kirche live in bunte Pixel übersetzt und an die unterirdischen Gebäuer geworfen wird. Eine Erkennungssoftware sucht in diesem zufälligen Farbmuster nach vorab ausgesuchten Piktogrammen und projeziert diese Bilder in unglaublicher Geschwindigkeit an die Wand. Verrückt, psychedelisch, einzigartig, sehenswert!
Dagegen sparen kann man sich wirklich das
Royal Institute of British Architects und die gegenwärtige Ausstellung
Venice Takeaway. Klein, und ansonsten gibt es nichts zu sehen.
Die restliche Zeit mit einem kleinen Sinnlos-Ausflug nach Greenwich (der Marktstand, zu den es mich zog, war heute nicht da, also muss ich Samstag wiederkommen) und einem Mikroshoppingtrip auf der Oxford Street verbracht. Denn: Ich habe eine Tageskarte für
A Chorus Line ergattert, und zwar einen mittigen Platz in der allerersten Reihe ;) Außerdem habe ich eine coole Frau kennengelernt, die in der Theaterwelt arbeitet und ein Praktikum im Globe Theatre hinter sich hat - in Musicals trifft man nur die interessantesten Menschen.
Das Musical ist sehr clever inszeniert und toll choreographiert, in den Songs werden viele Leute und verschiedene Inhalte faszinierend miteinander verknüpft. Es hat etwas Psychologisches, dieses Backstage Musical mit seinen vielen einzigartigen Charakteren, ihren Geschichten und Motiven: Gerade, wenn aus den Individuen in den Gruppennummern ein anonymer Chorus gemacht wird, sieht man plötzlich eine groteske Metaebene im Stück auftauchen, die sonst nur sacht angedeutet wird. Es ist selten, dass man von mir zu hören bekommt, dass ein Musical OHNE Bühnenbild und Requisiten (auch ohne Kostümwechsel, wenn man vom Finale absieht) sehr erfolgreich und gut sein kann, aber das Stück hat wirklich kein Bühnenbild benötigt, es hätte nur abgelenkt. EastEnders-Star
John Partridgespielt den kreativen Kopf der Produktion und verbringt die Hälfte des Stücks im Rücken des Publikums, wo er das Geschehen auf der Bühne kritisiert bzw. die Anwerber interviewt - seine Stimme war extrem angenehm, und da man zwischen Bühne und Partridge saß, hatte man das Gefühl echter Intimität - und das, obwohl hunderte Leute im Publikum saßen (was auch faszinierte, als sie die Spiegel rausholten und man alles sah, was hinter einem passiert). Meine einzige Kritik ist, dass das Stück so viele tolle Charaktere hat (die alle ihr Scheinwerferlicht zur Genüge bekommen!), dass oft nur an der Oberfläche gekratzt wird. So gibt es im gesamten Stück Spannungen zwischen Judy und Zach (Partridge) , aber keine Romanze bzw. diese wird nicht aufgelöst. Das Stück macht gute Ansätze, verliert sich aber irgendwie etwas in Nichtigkeit und hätte einfach noch etwas länger sein dürfen, damit das ganze super Material auch ,,zum Schluss" gebracht werden kann! Der Casting-Director war letztendlich nie streng, sondern schlichtweg professionell mit großem Herzen, die Zicke eigentlich nie zickig usw... mir hätte es noch extremer sein dürfen. Aber insgesamt schon absolut sehenswert!
bibliophelia am 11. April 13
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8|4|13 - Bubble Wrap
Dein Arbeitsplatz ist die #1, wenn ... du ins Büro kommst und auf deinem Schreibtisch Luftpolsterfolie liegt! Neulich hat mein Chef nämlich fröhlich Luftpolsterfolie geknistert und mir nach meinen neidischen Blicken den Rest überlassen - ich hab mich gefreut wie ein Kind. Und weil mein Chef toll ist, gabs heute nen halben Meter Plastikbläschen für mich ganz allein :D Zu gut, um wahr zu sein, dieser Arbeitsplatz! Die störts nicht, wenn ich zwischendurch etwas damit knistere ^^ Wir haben heute auch mal die Terminkalender gezückt und beschlossen, dass wir heute in einer Woche meinen Abschied im Pub betrauern werden. Morgen gibts übrigens wieder einen coolen Sondertag auf der Arbeit, bei dem ich eigentlich nicht viel machen muss, aber schön zusehen darf. Freu mich schon drauf, da lernt man immer interessante Menschen kennen!
Vielleicht habt Ihr mitbekommen, dass Margaret Thatcher gestorben ist, was hier natürlich eine große Neuigkeit war. Schon höchst merkwürdig, mitzuerleben, wie ein seit langem vorbereiteter Kommentar zu Maggie aus dem Schrank geholt wird, der auf diesen Tag ,,gewartet" hat. Da die Iron Lady an Demenz litt, hat sie stets eine besondere Rolle für meine Organisation gespielt - so wie jede öffentliche Figur, die unserer Arbeit indirekt ein Gesicht verleiht - deshalb hätte es mich nicht überraschen sollen, dass wir auch auf ihren Tod vorbereitet sind. Dennoch surreal, man denkt ja nicht darüber nach, dass Institutionen für den Ernstfall gewappnet sind.
bibliophelia am 08. April 13
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7|4|13 - Japanese Gardens & Indian Temples
Kensington ist eine der schönsten Nachbarschaften Londons, mit eleganten weißen Stadthäusern und breiten, ruhigen Alleen. Demtentsprechend schön ist der
Holland Park an einem sonnigen Frühlingstag mit seinen Blumenanlagen, der Orangerie und, allem voran, den japanischen
Kyoto Gardens im Herzen der Anlage. Koy-Teiche, Wasserfälle, Steingärten & Co. sind ein Fest für die Augen. Zum Entspannen bietet sich auch die Brunnenanlage am Café an, wo man neben einem Rosengarten schöne viktorianische Wandbilder findet, die das Parkleben in früheren Zeiten darstellen. Die Pfauen sind aber etwa immer noch zu bewundern ;) Lunch, Croissants und ein gutes Buch hier zu genießen, hatte schon etwas luxuriöses an sich.
Spontan bin ich nebenan über Leighton House gestolpert, das Stadthaus des viktorianischen Künstlers Frederic Leighton, das heute ein Museum ist. Das Haus hat sogar Queen Victoria als Gast begrüßen dürfen, denn nachdem sie sein erstes Gemälde kaufte, ging es steil aufwärts mit seiner Karriere - bis er schließlich Präsident der Royal Academy of Arts war. Das Haus beherbergt neben hochkarätiger Kunst (sei es ein Millais oder eine Kopie der
Erschaffung Adams) die eindrucksvollste Innenarchitektur überhaupt. Die Eingangsräume sind orientalisch geprägt, mit Mosaikböden, gekachelten Wänden (alternativ: William Morris Tapeten!), Buntglasfenstern und Bodenbrunnen. Für 3 Pfund habe ich jetzt ein Jahr lang freien Eintritt und Ermäßigung auf den Eintritt in 18 Stafford Terrace bekommen, direkt in der Nachbarschaft gelegen. Auf 5 Stockwerken wurde das viktorianische Leben der Familie Sambourne 1:1 erhalten (Sambourne war Cartoonist und Illustrator, u.a. für
Punch - seine wundervollen Zeichnungen finden sich an allen Wänden). Die Besonderheit: Das Museum kann man sich nicht ansehen, man kann es nur erleben - in Form von obligatorischen Tours, die von einer verkleideten Schauspielerin geleitet werden, die Mrs Sambourne verkörpert. Das Kostüm ist keine neumodische Fake-Kopie und die Frau so authentisch, ich hatte das Gefühl, einen Film zu leben. Man wird als Gast der damaligen Zeit ins Haus begrüßt und auch nach der Inszenierung bleibt die wundervolle Dame in ihrer Rolle und leugnet jegliche Kenntnisse von TV und Internet. Ich hatte stets das Gefühl, gleich würde sich Sherlock Holmes in Camouflage aus dem Hintergrund schälen oder eine Dienstmagd ein Tee-Tablett in den Raum tragen... Wer etwas tolles abseits des Mainstreams erleben will, sollte mal einen Sommertag in Kensington anstreben, dort gibt es noch drei ähnliche Künstlerhäuser für wenig bzw. ohne Eintritt zu bestaunen! Nur bitte reservieren: Ich hatte Glück und wir waren nur zu fünft, doch bei größerem Interesse passt die Gruppe nicht mehr in die Räume!
Mein Tag war noch lange nicht vorbei, ich habe mich nach Neasden bequemt, wo ich aus der Ferne das Wembley Stadion sehen konnte. Ich war jedoch für den größten Hindutempel außerhalb Indiens gekommen: Shri Swaminarayan Mandir, ein architektonisches Meisterwerk mit jeder Menge Carrara-Marmor und bulgarischem Kalkstein. In Socken und mit entsprechendem Respekt (leider ohne Kamera!) tippelte ich durch das eindrucksvolle Gebäude und informierte mich über die exotischen Gottheiten, die dort verehrt werden. Ich muss gestehen, die Bögen, Säulen & Co. lassen schon verstehen, warum mein Reiseführer es als eins der vielen 8. Weltwunder beschreit. Aber die kitschig-bunten Mensch- und Tierstatuen mit ihrer kindisch anmutenden Darstellung und dem Glitzer sagten mir wenig zu. Dennoch keine schlechte Erfahrung.
Den Abend mit einem Spaziergang über die Mall und an der Themse ausklingen lassen - so langsam muss ich "meiner" Stadt ja Goodbye sagen.
Parting is such sweet sorrow, that I shall say good night till it be tomorrow.
bibliophelia am 08. April 13
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