28|3|13 - Mousetrapping
Auch, wenn man um 6 Uhr aus dem Bett springt, um 8 mit der Bahn kämpft und schon um 9 Uhr auf der Matte steht - man bekommt einfach keine Karte für Macbeth! Samstag will ich um 8 Uhr daseien - entweder, weils wirklich ein glorreich gutes Stück ist, oder seis auch nur drum, dass meine bisher investierten Stunden nicht verschwendet seien sollen... immerhin wars heute sonnig und nicht am Schneien, also deutlich erträglicher. Stattdessen hab ich mir erst mal Tickets für Mamma Mia! und Lion King gesichtert, vor allem letzteres sollte man Wochen im Voraus buchen, sonst ist die billigste Karte an die 50 Pfund stolz. Selbst in der billigsten Kategorie kostet sie noch 35 Pfund, sitze jedoch wenigstens mittig in der ersten Reihe des obersten Circles. Ha!

Szenenwechsel: Am Covent Garden habe ich mich für die große Ostereier-Jagd registriert und bin prompt durch die Arkaden und Shops gezogen, um die künstlerisch hinreißenden Rieseneier von meiner Liste zu streichen. Sehr hübsch, sehr bunt & Schokolade gabs gleich dazu! Außerdem unterstützt man einen guten Zweck ;) Bei dieser Gelegenheit habe ich auch gleich gelernt, wie man in Gebärdensprache Danke sagt, hat mich besonders gefreut. Vielleicht gewinne ich ja zu allem Überfluss noch den wundervollen Schoko-Hauptpreis...

Gleich nebenan liegt das Theatre Museum (nicht mehr), denn es ist jetzt ein Film-Museum; einen Teil der alten Ausstellung konnte ich bereits im V&A loben. Das Filmmuseum ist geräumig und nicht sehr voll, überall laufen entweder die ersten Filme der Geschichte oder Krimi-/Historien-/Liebesfilmausschnitte, die in London spielen. Auch über Camera Obscura, die ersten 3D-Erfindungen & Co. sowie eine nette Houdini-Ausstellung darf man sich freuen. Außerdem gibt es ein paar originale Requisiten aus den dargestellten Filmen, darunter den Thron aus "Elizabeth", einen Sherlock-Holmes-Hut oder etwa eine Zeitung und eine Schallplatte aus dem Film Tatsächlich Liebe. Fan-Attraktion: Ein Setstuhl von Guy Ritchies Sherlock Holmes! Ganz nett, aber kein Must See.


Noch weniger Must See war die Wellcome Collection, auch, wenn die ein super lustiges und nettes Völkchen an Mitarbeitern beschäftigen. Das Museum ist nicht das größte und beherbt momentan eine japanische Outsider-Art-Ausstellung, die mir persönlich weniger zusagte. Nett war jedoch, dass man Videos sehen konnte, in denen die Künstler dabei waren, die ausgestellten Kunstwerke herzustellen und zu kommentieren. Neben einer Bibliothek beherbergt das Museum außerdem noch Medicine Now und Medicine Man als Dauerausstellungen. Erstere kombiniert geistreiche Kunstinstallationen (Sockenpaare zur Veranschaulichung der Chromosomenpaare, muss man erst mal drauf kommen!) mit der Möglichkeit, einen biometrischen Pass anzulegen, sich einen echten Körperquerschnitt aus Heidelberg anzusehen oder eine Maschine beim Arbeiten zu beobachten, die am Genomprojekt teilgenommen und DNA-Sequenzen identifiziert hat. Die Ausstellung zu Medicine Man ist am empfehlenswerten, denn der Gründer des Museums hat einiges an medizinischen Gerätschaften, Folterstühlen, spritiuellen Gegenständen und anderen Kuriositäten zusammengetragen, die sehenswert sind: Auch Schuhe von Florence Nightingale und eine Haarlocke von einem englischen König (leider vergessen, welcher!) sind zu sehen. "Fun Fact": Fiel man früher in die Themse, wurde einem zum Aufpäppeln maschinell warmer Rauch ins Rektum geblasen. Ein Hoch auf die moderne Medizin!
Man muss dem Museum lassen, dass es sehr gute und kostenlose Audio-Guides für die Ausstellung gab und man die Wissenschaftler, die sich mit den Objekten befassen, dort direkt ansprechen kann.


Den Abend habe ich dem am längsten laufenden Theaterstück der Welt gewidmet, Agatha Christies "The Mousetrap" - häufig auch als "Tourist Trap" gehandelt ;) Sogar die Queen hat es sich gesehen. Tatsächlich war es leider das am wenigsten herausragendste, das ich in London bisher gesehen habe (und das liegt nicht daran, dass nicht gesungen und getanzt wird). Man kann mich sicher als große Theaterliebhaberin beschreiben, auch, wenn ich mir in London die volle Musical-Dröhnung gebe und das klassische Theater etwas links liegen lasse. Da ich Agatha Christie liebe, "Die Mausefalle" schon gelesen habe (und glücklicherweise den Schuldigen vergaß) und es schon seinen Reiz hat, die 25.418 Vorstellung zu sehen, hatte ich mir doch mehr erhofft. Die Vorführung war farblos und hatte keine Höhepunkte. Es war ein sehr geschickt inszeniertes Stück, mit Einspielungen von Musik und Radionachrichten, die mir selbst nicht eingefallen wären, und mit so einem kleinen Ensemble Stunden zu füllen ist ebenfalls anstrengend. Dass dieses Stück aber schon 60 Jahre auf der Bühne lebt, unverändert, kann ich nicht ganz nachvollziehen, denn ich habe schon so viel besseres sehen dürfen. Ich habe etwas den Eindruck, es spielt nur, um den eigenen Rekord zu brechen (würde man alle Vorstellungen hintereinander schalten, liefe es für etliche Jahre!). Die Story rund um die Frage "Wer ist der Mörder" ist schon im Original sehr gut und das Bühnenbild sehr aufwendig, ein komplett nachgebauter Raum mit Kamin, sich öffenden Fenstern und künstlichem Wetter sowie angrenzenden richtigen Räumen. Aber in den letzten 6 Jahrzehnten hätte man ruhig mal etwas aufpolieren dürfen, denn es wirkte etwas verstaubt auf mich. Ich halte die Schauspieler allesamt für talentiert, doch der Regisseur hätte eine subtilere Vorstellung anstreben können. Insgesamt lohnt es sich im Vergleich zu den vielen West End-Shows und Theaterstücken in ganz London eher nicht. Oh, ich darf natürlich nicht spoilern ;) das wird den Zuschauern am Ende aufgetragen!