Gestern bin ich um Mitternacht heimgekommen und hundemüde ins Bett gefallen, daher der gestrige & heutige Blog mit Verspätung.
#06|3: Heute war ich aus unerfindlichen Gründen (es kann unmöglich daran liegen, dass in meinem Haus drei Leute täglich um 5 Uhr aufstehen und ich dementsprechend wenig schlafe) extrem müde, dabei hieß es doch, die Stunden bis zum Feierabend zu zählen, anstatt einzuschlafen! Wie versprochen sind wir am Tower Hill in eine schicke Bar eingekehrt, wenn ich auch leider nur eine Stunde bleiben konnte. Man hat mich damit getröstet, dass wir bald wieder abends rausgehen.
Zunächst: Niemand hat die Schuhe ausgezogen, zurück zur Nullhypothese! Obwohl ich in der letzten Reihe saß, hatte ich bei
Les Miserables dank meinem mittigen, hohen Platz eine großartige Sicht. Konnte meinen Unmut darüber, dass es keine Operngläser gab und ich extra für diesen Zweck den ganzen Tag trockene Augen dank Kontaktlinsen ertragen musste, zumindest um ein Quäntchen dämpfen. Wer den Film schon gesehen hat, weiß, dass es außerhalb der Songs keinen Dialog gibt, was aber kein wenig störend ist - viel mehr beeindruckt war ich davon, dass sowohl Orchester als auch die super gecasteten Darsteller drei Stunden non-stop spielten. Und wie! Die Songs mochte ich vorher schon, aber wenn 20 Leute gleichzeitig einstimmen, wird man auch in der letzten Reihe noch akustisch weggehauen von so viel Stimmgewalt. Übrigens glich der Marius optisch perfekt dem Filmschauspieler und die Cosette hatte die Stimme, mit der Amanda Seyfried in der Verfilmung gepunktet hat. Und alle waren ganz hin und weg von den Kindern, die mitgespielt haben, besonders dem kleinen witzigen Jungen, der so tragisch am Ende erschossen wird *-* Zwar im Grunde kein Tanz dabei (schade!), aber dafür umso mehr Schauspiel. Im Leben werde ich die einzigartigen Slow-Motion Sequenzen nicht vergessen, sei es der Unfall mit dem Wagen oder wie die Rebellen durch einen Kanoneneinschlag in verlangsamter Zeit sterben und von den Barrikaden fallen bzw. dort hängen bleiben. Wahnsinn, das ist wirklich Kunst und Körperbeherrschung! Gehört schon zum Pflichtprogramm, dieses "Musical aller Musicals", dem längstlaufenden Musical der Welt. Trotzdem ging ich ein winziges bisschen enttäuscht heim, denn nach meinen bisherigen Musicalerfahrungen war die blanke Bühne ein kleiner Schock für mich. Das Musical macht sich eine riesige rotierende Bühne zunutze, was angesichts der Lebhaftigkeit des Musicals (manchmal sind so viele Leute auf der Bühne, man kann nicht überall hinsehen und weiß nicht mal, wer gerade singt) und der beständigen Situationswechsel sicher die cleverste Lösung war - so sieht man, was vor und hinter den Mauern und Barrikaden abläuft. Aber so ein paar Stühle und Tische, die an einem Ende auftauchen und schnell wieder verschwunden sind, können eben nicht mit dem
Phantom und Co. mithalten. Auch, wenn es zugegeben sehr cool war, als sich eine Brücke Transformer-mäßig in eine Barrikade verwandelt hat. Ich bin halt ein Augentier. Aber alles in allem jeden Penny wert.
#07|3: Im Grunde gibt es heute wenig zu erzählen - mein Chef hat mich heute (Tag 6 des Bürolebens) mal zur Seite genommen, um zu fragen, ob ich denn auch glücklich sei, welche Fragen ich hätte und welche Aufgaben mich noch interessieren würden. So herzliche Menschen *-* wir haben immer sehr viel Spaß und ich kann ihm auch ein paar ironische Kommentare an den Kopf knallen, es stört ihn nicht ;) Finds toll, wie viel im Team miteinander unternommen wird und dass es selbstverständlich ist, dass sie mich bei allen Aktivitäten mit einschließen. Außerdem arbeite ich viel zu schnell, alle sind ganz beeindruckt. Meine Lieblingskollegin hat gestern Kuchen - lecker Lemon Drizzle!- und heute Donuts mitgebracht, weil wir im Büro allesamt zuckersüchtige Kalorienjunkies sind und andauernd eine Kuchenpackung kursiert oder eine Chipstüte knistert :D hier versteht man mich! Im Gegenzug dazu versorge ich das Büro mit den heißgeliebten "Malted Milk"-Keksen, die ich zufällig entdeckt habe. Außerdem liebe ich unsere Rezeptionistin und den Sicherheitschef, die mich alle "sweetheart" nennen und genau wissen, wer ich bin. Ich gehöre hier praktisch schon zur Familie. Da stört es auch keinen, dass ich auf meiner Chipkarte, die ich heute ENDLICH bekommen habe, aussehe wie 40 (und damit >10 Jahre älter wäre als alle in meinem Team :D ). Achja, und es regnet - zum ersten Mal, seit ich hier bin, und das sind ja nun zwei Wochen. Respekt, England.
bibliophelia am 07. März 13
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