Okay, streift Eure "Freudian Slippers" über und packt die Kameras weg, heute gehts in das Sigi-Freud-Museum, wunderschön gelegen an der Haltestelle Finchley Road. Die gesamte Straße besteht aus hübschen, freistehenden, großen Häusern und Freuds letzte Lebensstätte ist so schön, der Psychoanalytiker beschrieb sie als "zu hübch" für ihn und seine Familie - so angetan war er. Auf zwei Etagen und für einen vertretbaren Studentenpreis kann man sich die berühmt-berüchtigte Couch ansehen, passende psychologische Kunstausstellungen, Videos aus Freuds Leben und natürlich auch Portraits von Dalí. Ich halte persönlich nicht sooo viel von Freuds Theorien heutzutage, war dann aber sehr überrascht, dass Freud und ich doch einige Gemeinsamkeiten haben: Habe ein Zitat gelesen, aus dem hervorgeht, dass Freud auch schon als Jugendlicher davon träumte, mal nach London zu ziehen und freute mich diebisch über seine Vorliebe für Shakespeare, Goethe, Schiller & ägyptische Artefakte gefreut.
Go blame your parents.
Spontan dann das
National Army Museum beehrt - Jungs, das Imperial War Museum mag geschlossen haben, aber das NAM wär auch was für Euch. Besonders klasse sind die vielen lebensgroßen kostümierten Puppen, die aufwendig in begehbaren Schützengräben, Sümpfen und Schlachtfeldern aufgebaut wurden. Ich schwörs Euch, jedes Mal wieder hab ich mich erschreckt, wenn ich in einen Pistolenlauf blickte, und noch schlimmer ist nur, wenn sich zwischen den Figuren echte Menschen bewegen und sich nicht so gut von denen unterscheiden lassen. Interessiere mich zwar wenig fürs Kriegsgeschehen, doch das Museum war außergewöhnlich gut gemacht. Cool: Das Skelett von Napoleons Pferd Marengo ist dort zu bewundern. Besonders beeindruckt hat mich die Ausstellung zu
War House - Buch, Film, Theaterstück und historischer Hintergrund. Gerade wird das Stück mit mechanischen Pferden im Nationaltheater in London aufgeführt und ist visuell schon ein echter Hingucker. Auch die Ausstellung hatte echt was.
Letztlich noch über die
Saatchi Gallery gestolpert, die gleich in der Nähe liegt und mit großem Park und Endlossäulen beeindruckt. Sie beherbergt moderne Kunst, die teilweise sehr radikal ist und die ich nicht immer nachvollziehen konnte. Neben einem Gruselkabinett voller "Bunte Aliens treffen auf Saw", Tattoo-Fotografieren und uneindeutigen Installationen finden sich auch Fotostrecken nackter Russen und meterhohe Stadtkunstwerke auf Pappe. Beeindruckend war für mich das oberste Stockwerk, wo sie drei mit einer Axt zerstörte Bilder zeigen. Nach dem ersten Ausstellungstag hat der selbstkritische Künstler die eigenen Bilder attackiert und ist geflohen, von ihm fehlt bisher jede Spur. Nach Rat eines Kunstkritikers hat das Museum das Glas und die Axt nicht aufgeräumt, sondern eine Absperrung drumgemacht. Es ist wirklich ein faszinierendes Stück Kunst und wäre ganz anders, wenn er es absichtlich getan hätte. Das Museum hat dafür nicht den Segen des Künstlers einholen können, da er bisher nicht zu kontaktieren war. Sehr ulkig.
Wie könnte ich einen so regen und bitterkalten Tag perfekt abrunden? Mt einer Fahrt zum Starbucks am British Museum, wo mein Mitbewohner arbeitet. Die heiße Schokolade hat er mir umsonst organisiert - hach, WG-Leben kann so schön sein ;)
bibliophelia am 24. März 13
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