Bühne frei für Changing of the Guard! Den Wachwechsel am Buckingham Palace habe ich noch nie gesehen, daher wollte ich heute mal meinen inneren Touri mehr denn je channeln. Natürlich sah man vom Wachwechsel nicht sehr viel, denn halb London hat sich dieser Zeremonie hingegeben, als würden sie zu einem Popkonzert strömen. Mit viel Disziplin hab ich mich dann aber doch bis zum Zaun vorgearbeitet. Das erklärt vielleicht die 245 Fotos, die heute entstanden sind... :D
Den Rest des Tages habe ich in Greenwich flaniert, meinem Lieblingsteil Londons - was ironisch ist, da Greenwich das Großstadtleben kein bisschen reflektiert. Stattdessen hat es die pittoreske Atmosphäre eines Stranddörfchens oder einer kleinen neuenglischen Unistadt, was 2010 zu meiner Ansage führte, dort würde ich einmal leben wollen (Freunde erinnern sich ^^). Es ist, als hätte Gott bei der Erschaffung der Welt gedacht "Und dieses Fleckchen Londons sei besonders gepriesen" - zumindest aus meiner anglophilen Sicht heraus. Direkt zum Fluss, wo man das riesige Schiff Cutty Sark bewundern darf, das vor 3 Jahren nicht zu sehen war, als mein Freund und ich an diesem hübschen Fleckchen Erde bei Sonnenschein Fish & Chips genossen haben. Auch heute zeigte sich die britische Sonne mal von ihrer Gönnerseite, was für einen Tag in Greenwich am besten ist. Wieder mal musste ich die obligatorische Hungerneid-Runde über den Greenwich Market drehen, ehe ich zum Old Royal Naval College und dem dortigen, sehr interaktiven Museum übersiedelte. Traumhafte Gebäude! Wenn man London für Inigo Jones und Christopher Wren-Architektur liebt, so wie moi, dann ist Greenwich eine Wohltat fürs Auge! Prachtbauten, soweit man sehen kann. Empfehlenswert sind die kostenlose Kapelle und die Painted Hall am College, wo z.B. Filme wie
Sherlock Holmes,
Der Goldene Kompass,
Die Mumie oder
The Duchess und viele andere entstanden sind. Man versteht leicht, wieso.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite protzt Greenwich mit dem wundervollen National Maritime Museum und dem Queen's House, beide wieder kostenlose Touristenattraktionen für den Kunst-, Kultur- und Wissenshungrigen (also so Suchtis wie ich). Angrenzend an beide findet sich der Greenwich Park mit seinen Hügeln und Tälern, wo alles in Richtung Royal Observatory inklusive Nullmeridian strebt. Dort war ich bereits, es zog mich eher in das dahinterliegende Astronomiezentrum und natürlich zur alles in den Schatten stellenden Skyline Londons. Ich hab schon eine Themsefahrt unternommen und bin mit dem London Eye gefahren, doch an Greenwichs Aussicht auf die Weltstadt kommt nichts heran. Es hat wirklich etwas Amerikanisches, besser kann ich es nicht in Worte fassen.
Anschließend bin ich noch im Park herumgestromert, bis ich auch die Kirchen, Herrenhäuser und Beete im Umfeld abgeklappert hatte. Meine italienischen Mitbewohner, die ich mittlerweile sehr ins Herz geschlossen habe, haben von Greenwich noch nicht einmal gehört! Gerade die Fahrt mit der oberirdischen DLR durch die Glas-und-Stahl-Wolkenkratzer und innerstädtischen Häfen ist schon Attraktion genug. Und wer will, kann die Themse auch unterirdisch zu Fuß passieren (hab ich 2010 schon getan).
PS: Ich sollte nie wieder abends um 12 noch bloggen. Entweder ist mein Hirn schon völlig auf Englisch eingestellt und die deutsche Sprache kommt mir langsam abhanden... oder ich bin einfach zu müde, um zu sehen, was ich für einen verbalen Müll abliefere. Wenn das meine Ex-Deutschlehrerin liest!
bibliophelia am 03. März 13
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Da ich gestern erst gegen halb 12 heimgekommen bin, hier der Blog mit Verspätung ;)
Gestern gings nach Stratford (nicht Shakespeares Stratford!), das nur zwei Tubestationen entfernt liegt und von mir immer auf dem Weg in die Stadt/zur Arbeit passiert wird. Dort gibts nämlich einen Westfield, diese riesigen Einkaufszentren mit vier Etagen und allem, was das Herz begehren könnte. Die Massen an Menschen dort sind unvorstellbar. Im Primark war ich SEHR versucht, mir ein paar Klamotten zuzulegen - ich hatte auch einige kaufbereit in der Hand - aber habe alle verfügbare Willenskraft aufgeboten und NICHTS gekauft - persönlicher Primarkrekord. Primark in England hat nämlich einfach eine viel bessere Qualität, als in Deutschland, und außerdem viel mehr schöne, förmliche Kleidung (während man in DE häufig so einen Neon- oder Hippie-Kram findet, den ich nicht gebrauchen kann).
Mittags Pommes mit einmaligem Ausblick auf den Olympischen Park ;) leider wird dort gerade umgebaut, deshalb kann man nicht direkt hin und es sieht etwas nach Baustelle aus, aber trotzdem spannend. Hab für einen Pfund dieses extrem stark reduzierte Maskottchen ergattert, weiß aber noch nicht, wohin damit. Behalten? Verschenken? Hier verlosen? Mal schauen.
Oxford Street - so stellt man sich das Leben in NYC vor, so viele Menschen, das man kaum vorankommt. Auf der Oxford Street gabs nach Westfield nicht mehr viel für mich zu sehen, außer Selfridge's. Die Serie dazu ist mir sehr ans Herz gewachsen und auch das Kaufhaus sollte man mal gesehen haben. "Der Kunde hat immer Recht" - H.G. Selfridge ;)
Anschließend ein abendlicher Abstecher zum Covent Garden, wo ich immer schon gerne die Straßenkünstler, Zauberer und Musiker beobachtet habe. Auch die vielen Marktstände sind immer verlockend, genau so wie die Shops und die Jamie-Oliver-Restaurants hier und im Westfield. Hach, reich müsste man sein ;)
Irgendwann war es dann endlich spät genug, dass ich mich zum Old Vic Theatre begeben durfte, um die Abschlussperformance von
Kiss me, Kate zu sehen. KMK ist ein völlig unterschätztes und in Deutschland viel zu unbekanntes Stück-im-Stück, das auf dem Shakespeare-Stück "Der Widerspenstigen Zähmung" beruht. Auf und hinter der Bühne lieben und streiten sich die beiden Hauptdarsteller, die zufällig geschiedene Ex-Eheleute sind, was das ganze zu einer großartigen Doppelkomödie und Liebesgeschichte macht. Die Songs sind lang und gut - nicht so episch wie beim Phantom, natürlich - aber vor allem das Tanzen muss man loben, denn die Choreographien haben uns zu Standing Ovations angeregt: Elemente aus Stepptanz, Walzer, Tango, Ballett ... da gabs von allem etwas. Außerdem wird dem Chorus genau so viel Zeit für Soli und Tanzeinlagen geboten, wie dem Hauptdarstellern, das sieht man nur sehr selten. Zu den Kostümen: Die Hauptfiguren bunt und klassisch, der Chorus hatte zwar einen klassischen Schnitt, aber die Kostüme bestanden aus irren Kombinationen moderner Schwarz-Weiß-Muster, dafür gab es dann bunte Strumpfhosen und Unterröcke. Ziemlich cool! Außerdem war das Bühnenbildproblem gut gelöst worden, es bestand aus bedruckten Stoffbahnen, die ganz kreativ aufgebaut wurden. Solltet ihr jemals die Chance haben, es irgendwo zu sehen: Lasst euch das nicht entgehen! Und nehmt den Rat des Stücks an: "Brush up your Shakespeare, start quoting him now!"
bibliophelia am 03. März 13
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