Ach, Londoner muss man lieben. Ein netter Busfahrer hat mich einen Bus 30 Minuten früher nehmen lassen und mir die erste Reihe im Obergeschoss empfohlen, damit ich auf der Fahrt nach Oxford die Landschaft genießen kann. Das ist Service.
Zunächst über einen prima Straßenmarkt gestolpert, der im Gegensatz zu deutschen Flohmärkten tolle Sachen für Winzpreise verscherbelte. Gerade bei den Büchern und (teilweise aktuelleren!) DVDs für einen Pfund musste ich mich zurückhalten, wurde aber bei all dem Schmuck schwach :D hier könnt ich mich komplett eindecken und würde trotzdem kein Vermögen ausgeben. Direkt um die Ecke zum War Memorial und dem
Ashmolean, das Kunst in allen Zeiten und Kulturen präsentiert und mit seiner Gemäldesammlung (darunter die Präraffaeliten) meinen Geschmack zu 100% getroffen hat. In nicht allzu weiter Ferne findet sich auch das
Science Museum - das Highlight sicherlich eine Gleichung, die Einstein in Oxford mal zu Tafel gebracht hat. Wenn Ihr jemals dort sein solltet: Manfred ist der tollste Angestellte, den sich das Museum wünschen kann - der genau das richtige empfiehlt, und zwar auch in anderen Museen, die einen interessieren könnten! Außerdem versteht er es, aus jedem Exponat ein Rätsel zu machen und am Ende hat er mir die Hand geschüttelt. Super Typ.
Nur einen Steinwurf entfernt stolpert man über das schöne Sheldonian Theatre, die weltberühmte Bodleian Library (mal reingeblinzelt, sehr schmuck!) und natürlich, DIE Oxford Must-Sees schlechthin: Bridge of Sighs und Radcliffe Camera. Ich dachte, ich sterbe vor Glück; Radcliffe Square wird nicht umsonst manchmal als schönster Platz Europas gewürdigt. Die nahe High Street führt zum Botanischen Garten, den ich mir nur von außen angesehen habe, und weist ein paar der ältesten und ehrwürdigsten Colleges der Welt (darunter University College Oxford) auf und auch die Kirche, in der Oxfam gegründet wurde. Das
City Council zeigt ein paar Highlights der Stadt, natürlich auch alles, was mit
Alice in Wonderland zu tun hat. Potteraner aufgepasst: Christ Church habe ich mir kostenorientiert nicht angesehen, aber den Drehort von außen für seine Schönheit angeschmachtet. Mich entschädigt nur das Wissen um meine baldige Warner-Bros-Studio-Tour für dieses Versäumnis. Man könnte einen Kalender nur mit diesem einem Motiv gestalten (hat man sicherlich auch schon).
Hier liegen auch die Bates Collection (Musikinstrumente), das Modern Art Museum (praktisch leer) und das Story Museum (leider noch geschlossen). Mich trieb es zu University Press Oxford, wo u.a. das berühmte Wörterbuch entsteht. Da ich keinen Termin machen konnte, konnte ich leider nicht ins Museum, aber auch so war es nett, mal hingegangen zu sein. Leider ist auch das
University Museum of Natural History zwecks Umbauarbeiten nur sehr mäßig begehbar, doch dafür wird man von der angrenzenden Pitts River Ausstellung umgehauen: In einer riesigen Halle finden sich auf engsten Raum unheimlich viele Exponate, welche die Kulturgeschichte scheinbar aller bekannten Ethnien dokumentiert. Irre.
Da ich all das und einen Abstecher zum
Oxford Castle bis fünf gemeistert hatte und danach nichts mehr aufhatte, bin ich noch durch University Parks gelaufen und habe mich danach kräftig verirrt. Meine Verplantheit passte gut zum kurzen aber eindrucksvollen Wolkenbruch ;) noch etwas verliebt und neidisch durch die Colleges spaziert und auf meinem Rückweg das Inn gesucht, wo Shakespeare ein- und ausging. Kurzum: Oxford ist herrlich, größer und städtischer als Cambridge. Zwar hat Cambridge die schönere, kompaktere Innenstadt und liegt malerischer am Fluss, doch Oxford hat so viele Wow-Momente und ein Leben abseits der Uni, es schlägt Cambridge mit seinen Winz-Museen um Längen. Jetzt muss ich nur überlegen, ob es ausreicht, eine Niere zu verkaufen, um die Profs zu bestechen und die hiesigen Studiengebühren zu begleichen... vermutlich nicht. Verdammt. Ich würds sofort tun XD. Ehrlich, ich kann mir keinen perfekteren Studienort vorstellen. Das Problem ist, Oxford und der Rest der Welt sehen es zu Recht auch so ... Nach meinem Tag hier muss ich erst mal alle
Inspector Lewis-Folgen gucken, um meine Sehnsucht zu befriedigen.