7|4|13 - Japanese Gardens & Indian Temples
Kensington ist eine der schönsten Nachbarschaften Londons, mit eleganten weißen Stadthäusern und breiten, ruhigen Alleen. Demtentsprechend schön ist der Holland Park an einem sonnigen Frühlingstag mit seinen Blumenanlagen, der Orangerie und, allem voran, den japanischen Kyoto Gardens im Herzen der Anlage. Koy-Teiche, Wasserfälle, Steingärten & Co. sind ein Fest für die Augen. Zum Entspannen bietet sich auch die Brunnenanlage am Café an, wo man neben einem Rosengarten schöne viktorianische Wandbilder findet, die das Parkleben in früheren Zeiten darstellen. Die Pfauen sind aber etwa immer noch zu bewundern ;) Lunch, Croissants und ein gutes Buch hier zu genießen, hatte schon etwas luxuriöses an sich.

Spontan bin ich nebenan über Leighton House gestolpert, das Stadthaus des viktorianischen Künstlers Frederic Leighton, das heute ein Museum ist. Das Haus hat sogar Queen Victoria als Gast begrüßen dürfen, denn nachdem sie sein erstes Gemälde kaufte, ging es steil aufwärts mit seiner Karriere - bis er schließlich Präsident der Royal Academy of Arts war. Das Haus beherbergt neben hochkarätiger Kunst (sei es ein Millais oder eine Kopie der Erschaffung Adams) die eindrucksvollste Innenarchitektur überhaupt. Die Eingangsräume sind orientalisch geprägt, mit Mosaikböden, gekachelten Wänden (alternativ: William Morris Tapeten!), Buntglasfenstern und Bodenbrunnen. Für 3 Pfund habe ich jetzt ein Jahr lang freien Eintritt und Ermäßigung auf den Eintritt in 18 Stafford Terrace bekommen, direkt in der Nachbarschaft gelegen. Auf 5 Stockwerken wurde das viktorianische Leben der Familie Sambourne 1:1 erhalten (Sambourne war Cartoonist und Illustrator, u.a. für Punch - seine wundervollen Zeichnungen finden sich an allen Wänden). Die Besonderheit: Das Museum kann man sich nicht ansehen, man kann es nur erleben - in Form von obligatorischen Tours, die von einer verkleideten Schauspielerin geleitet werden, die Mrs Sambourne verkörpert. Das Kostüm ist keine neumodische Fake-Kopie und die Frau so authentisch, ich hatte das Gefühl, einen Film zu leben. Man wird als Gast der damaligen Zeit ins Haus begrüßt und auch nach der Inszenierung bleibt die wundervolle Dame in ihrer Rolle und leugnet jegliche Kenntnisse von TV und Internet. Ich hatte stets das Gefühl, gleich würde sich Sherlock Holmes in Camouflage aus dem Hintergrund schälen oder eine Dienstmagd ein Tee-Tablett in den Raum tragen... Wer etwas tolles abseits des Mainstreams erleben will, sollte mal einen Sommertag in Kensington anstreben, dort gibt es noch drei ähnliche Künstlerhäuser für wenig bzw. ohne Eintritt zu bestaunen! Nur bitte reservieren: Ich hatte Glück und wir waren nur zu fünft, doch bei größerem Interesse passt die Gruppe nicht mehr in die Räume!

Mein Tag war noch lange nicht vorbei, ich habe mich nach Neasden bequemt, wo ich aus der Ferne das Wembley Stadion sehen konnte. Ich war jedoch für den größten Hindutempel außerhalb Indiens gekommen: Shri Swaminarayan Mandir, ein architektonisches Meisterwerk mit jeder Menge Carrara-Marmor und bulgarischem Kalkstein. In Socken und mit entsprechendem Respekt (leider ohne Kamera!) tippelte ich durch das eindrucksvolle Gebäude und informierte mich über die exotischen Gottheiten, die dort verehrt werden. Ich muss gestehen, die Bögen, Säulen & Co. lassen schon verstehen, warum mein Reiseführer es als eins der vielen 8. Weltwunder beschreit. Aber die kitschig-bunten Mensch- und Tierstatuen mit ihrer kindisch anmutenden Darstellung und dem Glitzer sagten mir wenig zu. Dennoch keine schlechte Erfahrung.


Den Abend mit einem Spaziergang über die Mall und an der Themse ausklingen lassen - so langsam muss ich "meiner" Stadt ja Goodbye sagen. Parting is such sweet sorrow, that I shall say good night till it be tomorrow.