#1: Greenwich, again. Ich musste ja noch Geburtstagsgeschenke für mich selbst kaufen ;) und habe diese Mission endlich erfolgreich abgeschlossen. Am liebsten wäre ich mit einem Clipper auf der Themse zurückgefahren, doch es stellte sich heraus, dass ich den mit meiner Monatskarte nicht benutzen kann. Schade! Neulich habe ich den Fluss schon zu Fuß unterquert, doch eine Bootsfahrt habe ich nicht unternommen.
#2: South London, genauer gesagt Oval (gibts hier Sportfans?) und Brixton. In Oval nach einiger Sucherei und Busfahrt die
South London Gallery besucht. Die ist bis auf ein Exponat nicht sehenswert (außer, man möchte einem Goldfisch beim Schwimmen zusehen oder einen Film verfolgen, bei dem ein ganzkörperbemalter nackter Mann uriniert - kein Witz!!!). Dafür war die Ausstellung in der Hauptgallerie genial: Durch den großen Raum waren hunderte Pfäden systematisch aufgespinnt worden, um an den Wänden Wörter zu bilden... unglaubliche Maßarbeit! In der Nähe von Brixton liegt das schöne Dulwich Village mit der Dulwich Picture Gallery, Englands erster öffentlicher Kunstgallerie. In dem Gebäude von John Soane finden sich Gemälde von Rubens, Van Dyck & Co., die man als Student sogar gratis bestaunen darf - ansonsten sowie auch für die Sonderausstellungen muss man ca. 6 Pfund bezahlen.
#3: Harrods. Irgendwie habe ich es in den letzten 2 Monaten nicht hingeschafft, und dabei möchte man doch so gerne sehen, was man sich nicht leisten kann! Allein für die tollen Räume, die Ägyptischen Rolltreppen und die Hammer-Schaufenster-Deko lohnt es sich schon. Schwer zu sagen, wer den Kampf gewinnen würde, Harrods oder Selfridges ;) Momentan dominiert Dior jeden freien Flecken, und es ist schon nett, wie man die Kronjuwelen mit Parfum-Flaschen nachgebaut hat, Handtaschen auf Briefkästend rapiert werden und Busse mit High Heels drauf um das Parlament fahren...
#4: St. Paul's. Was für ein Highlight! Ich habe mich für den
Evensong entschieden, bei dem fast alles vom Chor gesungen wird, und dafür konnte ich umsonst vorher und nachher durch die tolle Kirche spazieren (ehrlich gesagt ist sie wunderschön, doch den heftigen Eintrittspreis lohnt sie nicht, wenn man auch umsonst reinhuschen kann, ehe die Gebete beginnen). Ich habe im Chorgestühl direkt am Geschehen gesesessen und fand es sehr besinnlich. Man bekommt auch einen Zettel mit Ablauf und Inhalt der Andacht, sodass man weiß, was man sagen oder wann man aufstehen muss. Kann ich jedem nur empfehlen. Danach noch direkt zum Central Court of Justice um die Ecke spaziert, doch es gab leider nicht wirklich was zu sehen.
#5: Leicester Square, mein zweites Zuhause. Mir ist nämlich heute der Verschluss am Schulterriemen meiner Tasche kaputt gegangen und ich wollte sehen, ob ich wohl in dem Laden einen neuen kaufen kann. Ha! Kaufen? Iwo, auch ohne Rezept haben sie mir den Riemen anstandslos ersetzt. Ich war absolut happy, aber nur, bis der Riemen auf dem Nachhauseweg unter dem selben Problem litt. Meine Tasche ist nicht bermäßig schwer, ich denke nur, ich habe das schwächste Glied der Produktion gefunden ... mal sehen, ob ich das in Deutschland reparieren lassen kann.
#6: Das Abendprogramm war etwas ganz kurioses: Meine erste Oper, aufgeführt von der English National Opera im hippen Barbican (wo die "echten" Londoner hingehen, nicht wie das von mir verehrte touristische West End).
Sunken Garden hatte gestern Abend Weltpremiere und ist eine moderne englischsprachige Fantasy-Oper von Komponist Michel von der Aa sowie David Mitchell, der auch
Cloud Atlas verfasste. Was kann ich sagen? Ich bleibe wohl hauptsächlich bei Theater und Musical, denn der Gesang hat bei mir am wenigsten Eindruck hinterlassen (bzw. ich musste mich lange daran gewöhnen, dass eine alltägliche Konversation gesungen wird und verstand bei den hohen Frauennoten nur die Hälfte), er hatte keine großen Highlights. Vielleicht sollte ich auch mal eine klassische Oper zum Vergleich anschauen ;) Vom Gesang ganz unabhängig war es eine unglaubliche Produktion, die 2D und 3D-Film enthielt und mit nur drei Live-Sängern (sowie zwei Filmsängern) auskommt, die gemeinsam duettieren - ohne zusammen auf der Bühne zu stehen. Plot: Ein Filmkünstler untersucht in seinem neuesten Projekt das Verschwinden eines Mannes und einer Frau - dabei wird er in die dunklen Machenschaften eines Seelen-Vampirs verwickelt, der eine Art Neben- oder virtueller Welt mithilfe menschlicher Energie geschaffen hat: Den tropischen Sunken Garden, in dem die Menschen frei von ihren Geheimnissen und Sorgen sind - jedoch auch nicht mehr wirklich leben. Im Laufe der Produktion stellen sich große psychologische und philosophische Fragen: Was würde man selbst wählen, die falsche oder die echte Realität? Wie kann ein Mensch mit dem Tod umgehen? Was ist echt und was ist nur Illusion? Wirklich exzellent gemacht und umgesetzt, außerdem waren die Dialoge teilweise so schön, ich würde sie gern zitieren können. Die Musik und die Soundeffekte waren umwerfend, so hört man im Hintergrund häufig das Klicken einer Kamera, wenn der Filmkünstler zu sehen ist etc. Sehr schade, dass die Show erst mal nur zwei Wochen in London läuft, denn sie hat einen irren Einblick in die menschliche Psyche geliefert und ist damit schlichtweg menschlich: Eine Mischung aus Inception, Fantasy-Roman, Sofies Welt und Fernseh-Thriller.